Film: Kokon

 

Regie: Leonie Krippendorff

Im Kino ab: 30. April

Länge: 95 min

FSK: 12

 

Meine Kritik

 

Mitten in Berlin Kreuzberg, Kottbusser Tor. Nora ist umgeben von einer turbulenten Stadt, heißen Sommertagen und einer großen Schwester, Jule. Diese schleppt Nora überall mit hin, doch während Jule David anschmachtet, sich mit Babyattrappen rumschlägt und teilweise kindlicher ist als Nora, lernt diese Romy kennen. Romy ist anders als alle, älter, reifer, ruhiger. Nora verliebt sich in Romy. Und während ihr Körper inzwischen die selbe Temperatur wie das Wetter hat, die Raupen welche sie züchtet, sich anfangen zu verpuppen und sie zum ersten Mal ihre Tage bekommt, muss sie feststellen das sich zu verlieben auch heißt das man dadurch verletzlicher ist. Verletzlicher als sie eh schon ist, mit einer Alkoholsüchtigen Mutter und einer Schwester die nicht auf sich selbst acht geben kann.

 

Leonie Krippendorff hat eine ganz eigene Art und Weise ihre Geschichten zu erzählen, leichtfertig, egal wie schwer das Thema ist und mit sehr viel Feingefühl für ihre Figuren. Man hat das Gefühl Krippendorff ist genau im selben Alter wie ihre Protagonisten, sie scheint sie zu verstehen und das was sie durchmachen. Die Besetzung aus Lena Klenke, Lena Urzendowsky und Jella Haase schien im Vorhinein kritisch doch bei Betrachtung des Filmes und ihres Zusammenspiels ausgesprochen energetisch und harmonisch. Selbst wenn sie alle älter sind als ihre Figuren und ihnen auch weiter voraus sind, schaffen sie es gekonnt in ihre „jüngeren Ichs“ zu schlüpfen und sie so glaubhaft auf die Leinwand zu übertragen das es wahrlich eine Freude ist ihnen beim Spielen zuzuschauen. 4:3 scheint übrigens das neue alte Format dieses Jahr bei der Berlinale zu sein, doch genau hier funktioniert es auf wunderbare Art und Weise. Es staucht nicht nur das Bild und gibt weniger Platz um zu zeigen was man zeigen will, sondern stellt gleichzeitig so auch die Enge da, welche unsere Hauptfigur manchmal spürt. Und selbst wenn das Gefühl von Freiheit durchaus ab und zu durchkommt, schaffen es die grellen sommerlichen Gelb- und Orangetöne uns direkt in den letzten heißen Sommer zu Teleportieren: Die Freiheit von Ferien, von endlosen Sommertagen. Auch auf der tonlichen Ebene macht der Film eine Punktlandung, zwischen poppigen Songs und dem Titellied welches sich als Thema durch den ganzen Film zieht, gibt es aber auch die Töne des Sommers, perfekt eingefangen auf die Ohren. Der ganze Film wirkt teilweise wie ein Traum, verschwitzte Körper im Freibad und viele Nahaufnahmen unser Protagonisten in Gelb/Orangetönen wabern vor unserem Auge hin und her. Und genauso fühlt sich für Nora auch ihre erste richtige Liebe zu Romy an, und in dem Moment wo sie hart in die Realität zurück geholt wird, schlägt auch das Farbkonzept um. Nie hat man das Gefühl das etwas zu drüber ist, mal wieder typisch deutsch, zu dramatisch oder zu inszeniert wirkt. Alles geschieht so locker vor der Kamera als hätten diese, eben jene Momente einfach nur eingefangen. Einzig die Instagram Stories zwischen den einzelnen Abschnitten im Film wirken sehr kunstbasiert. Dagegen wirken wiederum die YouTube Tutorials, welche sich unsere Protagonisten anschauen, zeitlich sehr passend. Der Film ist ein Mix aus einer fast schon dokumentarischen Kamera, wunderschönen Momenten, selbst wenn diese viel um den Kotti herum spielen, welcher nicht gerade die Schönheit Berlins widerspiegelt, und einer Coming of age Geschichte welche nicht darauf pocht eine zu sein, sondern eben einfach nur eine Geschichte ist über ein junges Mädchen, welches sich verliebt, Punkt. 

 

Meine Meinung: