Film: Unser Team - Nossa Chape

 

Von: Jeff Zimbalist, Michael Zimbalist, Julian Duque

Erschienen: 2019

Länge: 101 min

FSK: 12

 

Meine Kritik

 

Eigentlich steht das Team des Fußballclubs Chapecoense im Finale der Copa Sudamericana, das ist ein wahnsinniger Erfolg für das Team aus einer relativ kleinen Stadt. Doch sie sollen es nie zum Finale schaffen. Das Flugzeug das die gesamte Mannschaft, deren Trainer und die Leiter des Club sowie einige Journalisten nach Medellin bringen soll stürzt ab. 77 Passagiere kommen ums Leben. Nur drei Fußballer der Clubs, einer der Vorsteher vom Clubs überleben den Absturz. Die gesamte Stadt Chapecó versinkt in einen Art Trancezustand. In der kleinen Stadt kannte jeder die Mitglieder des Fußballclubs. Während die Stadt trauert und die überlebenden durch einen Ärztemarathon müssen will man den Fußballclub schnellst möglich wieder aufbauen. Der neue Vorsitzende steht dabei aber vor einer großen Aufgabe, denn innerhalb kürzester Zeit muss er alles von vorne Aufbauen. Trainer, Fußballer, Mitarbeiter für den Club. Und dabei vergessen manche der neuen Clubmitglieder was der Club einst bedeutete: Familie. Und das war auch ihr größtes Geheimnis welchen den Erfolg ausmachte. Kann Chapecoense je wieder ganz vorne mitspielen?

 

Auch wenn man damals nur am Rande mitbekam was für ein tragisches Unglück in Brasilien passiert ist, der Flugzeugabsturz war allgegenwärtig. Noch viel allgegenwärtiger war er für Chapecó. Und diese Momente der Trauer, die Momente des Zusammenhaltes, die Momente die eine ganze Stadt zusammenschweißten die werden von Jeff, Michael und Julian aufgefangen. So fühlt es sich auch fast an, als würden sie zu stillen Beobachtern werden und den Augenblick irgendwie versuchen einfach nur festzuhalten ohne dazwischen zu gehen, ohne die Trauer zu unterbrechen, ohne das Schweigen zu steuern. Wir werden mit ihnen zu stillen Beobachtern welche das ganze Ausmaß des Flugzeugabsturzes erst jetzt wirklich begreifen können. In dem Moment wo wir die Bilder sehen, die Menschen die fassungslos in einem gefüllten Fußballstadion stehen und für die eine Welt zusammenbricht. Es sind nicht nur Ehemänner und Väter gestorben sondern auch gute Freunde, Helden zu denen man aufgeblickt hat, welche die Stadt repräsentiert haben. Es ist nicht nur eine Dokumentation über Fußball, es geht hier um Menschen die man verloren hat, um die man trauert, denen man ein Denkmal schenken will. Die Dokumentation umfasst das ganze Leid, blickt hinter die Kulissen des Wiederaufbaus des Vereins. Trauer lässt sich nicht einfach so abharken, die Menschen die man verloren hat kommen nicht wieder zurück und das hinterlässt Spuren. Spuren welche auch noch ein Jahr nach dem Absturz für Wellen der Empathie sorgen in ganz Brasilien. Doch auch nach der Trauer folgt der Schock, wie schnell wieder zum Alltag zurückgefunden wird. Schnell eine neue Mannschaft, schnell neue Siege. An das was gewesen war will im neu aufgebauten Verein niemand denken oder erinnern. Das tun dafür die drei überlebenden der alten Mannschaft. Sie bringen Mut überall dahin wo sie auftauchen. Einer von ihnen will auch wieder zurück in die Mannschaft und beginnt zu trainieren. Sie sind die drei Engel von Chapecó auch wenn sie das selbst nicht immer wollen. Sie werden zum Aushängeschild, sollen die neuen Trikots verkaufen und für Fotos posieren. Dabei wollen sie nur das ihre Freunde nicht vergessen werden, das nicht vergessen wird was Chapecoense mal bedeutete. Sie tragen die Erinnerungen an den alten Verein wieder hinaus und sorgen dafür das, nachdem die Mannschaft ein wichtiges Spiel nicht gewinnt, zu alten Formen zurückgefunden wird. Die Dokumentation hält fest was wir durch die Nachrichten niemals erfasst bekommen hätten. Und sie hält ein Stück Geschichte von Chapecó fest. Das Denkmal das noch nicht gebaut wurde steckt vielleicht in diesem kleinen Stück Film.