Film: The Farewell

 

Regie: Lulu Wang

Im Kino ab: 19. Dezember

Länge: 98 min

FSK: 0

 

Meine Kritik

 

"Es ist nicht wichtig was du im Leben machst, sondern wie du es machst"

 

Die in Amerika lebende Chinesin Billi würde gerne einmal Schriftstellerin werden, doch bisher ist sie nur erfolglos und bekommt auch noch eine Absage fürs Stipendium. Dann muss sie erfahren das ihre Großmutter Nai Nai an unheilbarem Krebs erkrankt ist. Doch aus der Familie will es der Großmutter niemand sagen, das ist Tradition in China. Wenn jemand an Krebs erkrankt sagt man es demjenigen nicht, denn man stirbt nicht am Krebs sondern an der Angst vor diesem. Unter einem Vorwand macht sich die Familie auf nach China um die Großmutter ein letztes Mal zu sehen. Billi soll erst nicht mit, da man Angst hat sie könnte kein Stillschweigen über die Sache wahren. Doch Billi spielt das Theater mit. Genauso wie ihr Cousin, der seine vor drei Monaten kennengelernte Freundin heiraten soll damit die Familie einen Grund hat zusammen zu kommen. Während Nai Nai in der Hochzeitplanung verschwindet, setzt sich Billi mit ihrer Kindheit auseinander, den Sommern die sie immer bei ihren Großeltern in China verbrachte und der seltsamen Tradition, Nai Nais Krankheit vor ihr geheim zu halten.

 

In wirklich wunderschönen einzigartigen und lustigen Bildern erzählt „the Farewell“ wie kein anderer Film, die Reise eines Abschied nehmens. Wir tauchen ein in Chinesische Bräuche und farbenfrohe visuelle Straßenbilder. Im Zentrum des Filmes steht Billi, eine junge Chinesin die in Amerika aufwuchs. Diese junge Frau mit ihrer rauchigen Miley Cyrus Stimme wirkt unglaublich stark auf der Leinwand und bannt den Zuschauer sofort. Doch auch die anderen Charaktere in der Familie tragen viel zu dem Charme des ganzen Filmes bei. Nai Nai, eine wunderbare ältere Dame, die wir schnell ins Herz schließen und die mit ihren Ratschlägen genauso intensive Momente hervorruft wie bei dem Vater Sohn Gespräch in „Call me by your name“. The Farewell spielt gekonnt mit den traurigen Elementen sowie mit den humorvollen und verbindet sie zu einem einzig gelungenen Werk. Einen so bewussten chinesischer Film gab es lange nicht mehr. Die Musik trägt einen ebenfalls mit ihren orchestralen Klängen die sich nicht immer ins Bild einfügen aber einen fort von den Hämmernden Bässen Blockbuster Musik tragen. Es ist schwer nicht berührt zu sein, nicht von den einfallsreichen visuellen Gestaltungsmitteln überrascht zu werden oder fasziniert der Leichtigkeit der Geschichte zu folgen. Alles passt hier zusammen, scheint nie drüber zu sein, nie zu viel zu wollen, nicht mit Musik Gefühle zu erschaffen, sondern mit Bildern und einer Geschichte aufwarten zu wollen die für sich stehen. Es ist keine Komödie und es ist kein Familiendrama. Es ist ein Zusammenkommen mehrerer Generationen die sich austauschen über das Leben, über die Liebe, über das was sie für richtig erachten und für falsch. Zweifel und Hoffnungen treffen aufeinander wenn eine chinesische Hochzeit gefeiert wird zu ehren einer kranken Dame, die eine große Familie vereint und geliebt wird von dieser. Lulu Wang, zeigt diese Liebe mit jeder Minute ihres Filmes. Und sie erzählt eine Geschichte über eine echte Lüge, die wahrhaftig so stattgefunden hat, wahrscheinlich auch in mehr als nur einer Familie. Die Frauenrollen, so stark und für sich selbst stehend, stärker als in vielen amerikanischen Filmen und die Männerrollen die auch mal verletzbar wirken. Und das einfache und doch stark tragende Ende. Wie schwer es ist das passende letzte Bild zu finden und wie gut es hier gelungen ist, bei einem solchen Film. The Farewell wirkt nie inszeniert sondern fast wie eine dokumentarischen Beobachtung. Stundenlang hätte ich noch mehr von den einzigartigen Bildern sehen können, doch auch hier setzt Wang auf Einfachheit. 98 Minuten und die schließen sich mit einem lachenden und weinenden Auge zugleich. The Farewell ist wahrhaftig einer der besten, bewegensten und gleichzeitig auch der visuell stärksten Filme des Jahres.

 

Meine Meinung: