Film: Roads

 

Regisseur: Sebastian Schipper

Im Kino ab: 30. Mai

Länge: 99 min

FSK: 6

 

Meine Kritik

 

Gyllen ist gerade 18 geworden, doch statt mit seiner Familie im gemeinsamen Urlaub zu feiern hat er Hausarrest bekommen. Er flieht über den Balkon und schnappt sich das Wohnmobil seiner Familie. Damit will er nach Frankreich seinen leiblichen Vater aufsuchen. Auf dem Weg trifft er William, der ebenfalls bald 18 wird und aus dem Kongo kommt. Er ist Flüchtling, auf der Suche nach seinem Bruder um ihn nach Hause zu holen. Zusammen mit William macht er sich auf den langen Weg. Doch unterwegs stellt sich ihnen die Frage: Wie kommen sie über die Grenze, wie sollen sie Williams Bruder finden und was passiert dann?

 

Sebastian Schipper wird wohl immer einer der großen mutigen deutschen Regisseure bleiben der sich mit Victoria vorwagte und im Gespräch blieb. Jetzt ein paar Jahre nach seinem großen Erfolg kommt sein nächster Film. Ruhiger, gefasster, trotzdem mit wichtigen Thema, aber auch mit ganz klarem Schnitt zu seinem Erfolg. Im wahrsten Sinne des Wortes fällt in Roads der Schnitt sehr deutlich auf. Es ist fast als wollte Schipper jetzt wo er wieder darf, wo er den Film nicht auf den One Take auslegt auch wieder mehr im Schnitt experimentieren. Das lässt den Film manchmal aufregender wirken als er ist. Schipper schneidet wie in einem Actionfilm. Aber weg vom Schnitt, der bei diesem Werk sehr wohl in der Kritik stehen wird aber zum größten Teil auch nur wegen Victoria. Immer wieder springen wir in der Handlung zwischen Gyllen und William hin und her. Folgen mal dem einen mal dem anderen deren Geschichten sich immer wieder kreuzen. Doch wo Victoria ganz leicht und einfach den Zuschauer in seinen Bann nahm und einen intensiven Sog entwickelte, ganz klar auch auf den One Take zurückzuführen, schafft Roads nichts vergleichbares. Zu sehr fokussiert sich Schipper vielleicht auch auf das Thema Flüchtlinge, das trotzdem nicht den Film ausmachen soll. Vielleicht sind die Erwartungen im Vorfeld auch zu groß, immerhin war Victoria wirklich eine Nummer für sich, aber auch wenn man versucht offen zu bleiben, bleibt nicht viel vom Drama zurück. Die Konflikte, klar und deutlich, die Wendungen, Vorhersehbar oder gar nicht vorhanden. Und so sind auch die Höhepunkte im Film recht flachsig und einfach und wollen nicht wirklich Tiefen entstehen lassen oder Emotionen. Man kann nicht anders als Parallelen zu Victoria zu ziehen, auch wenn beide Filme nicht mal Ansatzweise was miteinander zu tun haben. Schipper besetzt kaum deutsche Schauspieler, setzt auf den Newcomer und gefragten Star Fionn Whitehead und setzt in starkem Kontrast zu ihm Stéphane Bak. Dagegen völlig fehlbesetzt scheint Moritz Bleibtreu, der so gar nicht in die Szenerie und zum restlichen Cast passt. Die Szenen mit ihm, irgendwie überdreht, schräg. Man weiß nicht ob Roads eher ein Roadmovie sein will oder ein Drama in dem es um Flüchtlinge geht, dem aktuellen Thema nicht nur in der Presse. Schipper scheint sich hier selbst manchmal im Weg zu stehen, sich und seiner Geschichte. Vielleicht versucht er aber auch zu schnell wieder an seinen Erfolg anzuknüpfen. Auf jeden Fall funktioniert es nicht wirklich. Roads bleibt zwar ein Film der durchaus unterhält und durch die beiden jungen starken Schauspieler getragen wird, aber der auch ohne doppelten Boden immer wieder ins schwanken gerät und nicht weiß wohin er eigentlich fahren will. Und so fühlen wir uns als Zuschauer auch etwas verloren zwischen vielen schönen Bildern und Handlungsfetzen die alle nicht ganz zusammenpassen wollen. Da hängt Schipper nun der Erfolg von Victoria wohl nun hinterher und dürfte durchaus auch etwas mit dem Verlust der Euphorie von Roads zu tun haben. Aber auch als einzelner Film sticht Roads nicht hervor und bleibt nur einer von vielen deutschen Filmen die dieses Jahr ins Kino kommen. 

 

Meine Meinung: