Film: Nur eine Frau

 

Regie: Sherry Hormann

Auf DVD ab: 24.10

Länge: 96 min

FSK: 12

 

Meine Kritik

 

Aynur ist gerade mal in der 8. Klasse als man sie mit ihrem Cousin verheiratet. Zur Schule muss sie nicht mehr gehen, von nun an soll sie den Weg gehen den ihre Familie für sie ausgesucht hat. Doch als ihr Ehemann ihr gegenüber mehrmals gewalttätig wird flieht sie zurück nach Deutschland, wo ihre Familie immer noch lebt. Nach langen Diskussionen nimmt man sie dort wieder auf, auch wenn ihre Brüder über diese Entscheidung nicht gerade glücklich sind. Die hochschwangere Aynur muss von nun an noch viel strengeren Regeln folge leisten, denn eine Ehe beendet man in ihrer Religion nicht einfach so. Doch bald will sie sich der strenge ihrer Eltern noch mehr entziehen, als sie mit ihrem Kind ausziehen möchte. Das sieht ihre Familie nicht gerne, doch das Jugendamt unterstützt sie in ihrem Wunsch. Aynur beginnt ihren Abschluss nachzuholen, in einem Supermarkt zu arbeiten und kümmert sich nebenbei um ihren Sohn. Bald versteht sie nicht mehr warum sie ein Kopftuch tragen soll, was schlecht daran ist auch mal abends auszugehen und warum sie nicht mit einem deutschen zusammen sein darf. Aynur beginnt zu tun was sie will und stößt dabei auf den Hass ihrer Familie. Sie bekommt Drohanrufe. Doch statt dem Ganzen aus dem Weg zu gehen, stellt sie sich ihrer Familie, denn sie glaubt an die Liebe zu ihnen. Dafür muss sie bitter bezahlen.

 

Berlin ist Multikulti, viele Kulturen leben zusammen in einer Großstadt. Doch das viele, obwohl sie in Deutschland leben an den strengen Regeln ihrer Religionen festhalten ist für andere kaum nachzuvollziehen. Hormann befasst sich genau mit diesem Thema und gibt den Zuschauer tiefe Einblicke in das Leben von Aynur. Dabei geht sie aber genauso respektvoll mit dieser jungen Frau um. Aynur starb 2005, als ihr jüngster Bruder sie mitten auf der Straße erschoss. Ein Ehrenmord. Und der erste Fall der groß in der Presse besprochen wurde. Was für diese Kultur ein Muss ist, ist für Außenstehende nicht zu verstehen. Das BKA hat in mehreren Punkten zusammengefasst was man unter einem Ehrenmord versteht, welche Fehler eine Frau begehen muss, damit die Familie sie umbringen darf. Man wird regelrecht wütend über sein eigenes Unverständnis. Immerhin leben wir im 21. Jahrhundert, sollten wir nicht nur was die Technik angeht mit der Zeit langsam mitgegangen sein. Sollten wir nicht auch unsere Religionen anpassen? Darf in der heutigen Zeit so etwas noch geschehen? Hormann geht an dieses sensible Thema anders heran als man es zunächst vermutet. Sie macht keinen hämischen Blockbuster daraus, sondern lässt sich Freiraum in der visuellen Gestaltung. Original Foto und Videoaufnahmen von Aynur werden in den Film eingebaut. Fast schon dokumentarisch, wie eine Akte XY ungelöst Folge, nur das hier die „nachgespielten“ Szenen schauspielerisch und optisch doch eher dem Kinoformat entsprechen. Wir lernen nicht nur Aynur kennen, sondern auch ihre Kultur und Religion. Im Fokus steht jedoch eine junge Frau die ihr ganzes Leben nach den strengen Vorschriften ihrer Eltern leben wollte und nun aus der Bahn geworfen wird und zum ersten Mal in ihrem Leben selber bestimmen darf was sie tun mag. „Glücklich sein, eine Familie gründen und sich nichts mehr sagen lassen, vor allem nicht wann und mit wem sie schlafen darf.“ Es steckt eine starke Frau hinter dem Film und in dem Film und es sind die Männer welche hier recht feige daherkommen, welche sich verstecken und nicht zu ihren Handlungen stehen. Das Opfer hier hätte keines sein dürfen. Hormann setzt Aynur ein ehrwürdiges Denkmal, nicht zu laut, nicht zu klischeebehaftet. Es geht um eine Mutter die ihren Sohn liebt, ihn beschützen will und ihm ein Leben bietet mag. Es geht um eine Familie die im Zwiespalt steht, zwischen ihrem Gott, ihrem Ansehen und ihrer geliebten Tochter. Und auch wenn das Verständnis für diese Religion nach dem Film immer noch nicht vorhanden ist, so ist der Drang da endlich etwas zu ändern!

 

Meine Meinung: