Film: Niemandsland - The Aftermath

 

Regie: James Kent

Erschienen: 2019

Länge: 109 min

FSK: 12

 

Meine Kritik

 

Es sind 5 Monate vergangen seit Kriegsende. Rachael kommt nach Hamburg wo ihr Mann beim Wiederaufbau hilft. Beide wohnen in einem Haus von einem ehemaligen Architekten, der auch während des Nationalsozialismus tätig war. Er und seine Tochter sollen bald schon in ein Lager ziehen. Doch Lewis, Rachaels Mann, hat Mitleid, er weiß das die Menschen in der Stadt nichts zu Essen haben und keine Unterkünfte. Er bietet Lubert und seiner Tochter an auf den Dachboden des großen Hauses zu ziehen. Während Lewis den ganzen Tag arbeitet lernt Rachael nach einiger Zeit Lubert und seine Tochter näher kennen. Die erste Abneigung gegenüber den deutschen und auch die Vorurteile legen sich mit der Zeit. Rachael und Lubert kommen sich näher während seine Tochter statt zur Schule zu fahren mit beim Aufräumen der Trümmerhaufen hilft und dabei jemanden kennen lernt.

 

Schon der vorangegangene Film von James Kent „Testement of Youth“ behandelte das Thema Krieg und Kriegsende. Wie auch „The Aftermath“ basiert die Geschichte auf einem Roman, den Kent somit verfilmt. Doch erneut will ihm das einfach nicht gelingen. Während die Prämisse des Film recht interessant klingt und die ersten paar Minuten des Films vielversprechend aussehen, wandelt sich das Blatt recht schnell. Schon bald sind wir bei der typischen 0815 Klischeegeschichte angelangt, dessen Ende sich schnell erahnen lässt. Handlungsstränge wie die Tochter von Lubert wirken sehr deplatziert und nicht als würden sie wirklich in den Film passen. Luberts Tochter steht meistens nur da und wenn sie nichts sagt starrt sie in der Gegend rum. Selten hat man das Gefühl das Lubert sich um seine Tochter schert und irgendwie vergisst man sie zwischendurch immer wieder. Dann wiederum hat sie plötzlich einen eigenen winzigen Handlungsstrang in der Geschichte, in der es vielmehr um die Liebe zwischen Lubert und Rachael geht. Luberts Tochter dient der Handlung nur dazu, irgendwo einen Konflikt zu erzeugen und das kurze Auftauchen anderer Figuren wirkt ebenso holprig wie dezent daneben. Die relativ konfliktlose Geschichte dreht sich nach 30 Minuten eigentlich nur noch um Lubert und Rachael, weder die Folgen des Krieges sind wirklich wichtig und auch die Spannungen zwischen den Engländern und den Deutschen kommen nicht wirklich zum Tragen. Die Grundgeschichte, hätte auch in jedem anderen Setting genauso statt finden können und wahrscheinlich wäre irgendein Zukunftsszenario spannender gewesen als das leidliche immer wieder genutzte Thema: zweiter Weltkrieg. Das Ganze spielt hauptsächlich in den großen Haus der Luberts das stark aussieht, als wäre es im Studio gebaut worden, denn sowohl das Licht wirkt recht künstlich, als auch die Atmosphäre des Sounds. Wenn jemand dann doch mal das Haus verlässt, hat man ebenfalls das Gefühl in einem Studio zu stehen. Wir haben keinen Wind, keine knackenden Äste oder gar zwitschernde Vögel. Vom Bild über den Ton hin wirkt alles sehr steril und künstlich, genauso wie die Figuren die entweder emotionslos rüberkommen oder eben etwas zu stark reagieren. Man bekommt das Gefühl das die 109 Minuten die man sich angesehen hat hauptsächlich aus Sexszenen bestanden und schmachtenden Blicken sowie ein paar Gefühlsausbrüchen. Die einzige spannende Szene hingegen wird nach einer Minute abgewürgt und die Figur deren Leinwandpräsenz viel zu kurz ist um diesen spannenden Charakter wirklich auszubauen, scheint sehr geschmackslos dazugeschrieben worden. Aus der anfänglichen spannenden Thematik wird ein träges Kammerspiel das viel mehr Potenzial hatte, als Kent es rausholen kann. Da kann nicht einmal so ein brillanter Cast wie Keira Knightly und Alexander Skarsgård noch irgendetwas retten. Leider ein Film nach dem man sich fragt, was für einen Unfall man sich da eben anschauen musste. Keine Höhepunkte, keine Struktur, keine unerwarteten Wendungen, keine Spannung, keine Unterhaltung und auch keine wirklich tragende emotionale Grundlage. Ein Film der so ziemlich mit leeren Händen dasteht und nur ab und zu schöne Bilder zeigt. Aber schöne Bilder kann ich mir auch in einer Fotografie Ausstellung ansehen, dafür muss ich nicht ins Kino gehen. 

 

Meine Meinung: