Film: Nevrland

 

Regie: Gregor Schmidinger

Im Kino ab: 17. Oktober

Länge: 90 min

FSK: 16/12

 

Meine Meinung

 

Jakob ist 17 und fängt an bei der Fleischerei seines Vaters mitzuarbeiten. Dabei bekommt er die simpelsten Arbeiten zugeteilt. Nachts ist er im Netz unterwegs und lernt virtuell Männer kennen. Ganz besonders einer hat es ihm angetan Kristjan. Doch die Arbeit mit den aufgeschnittenen Tieren und dem Blut reißen irgendwelche Wunden bei ihm auf von denen er nicht einmal wusste das sie da waren. Plötzlich muss er sich in der Dusche übergeben und kippt danach einfach um. Im Krankenhaus schließt man eine körperliche Ursache aus und verweist ihn auf einen Psychologen. Dieser konfrontiert Jakob mit der Angst die scheinbar immer da ist. Dann folgt alles schlag auf schlag. Jakob trifft sich mit Kristjan und dann stirbt Jakobs Großvater. Die Wunde reißt immer weiter auf bis die Angst Jakob ganz zu verschlingen scheint.

 

Ich bin Fan von experimenteller Kunst und der Film ist alleine in seinen Bildern aber auch seiner Geschichte so ziemlich experimentell. Dabei folgt die Geschichte nach einer bestimmten Zeit leider keinem roten Faden mehr, überhaupt keinem Faden mehr und immer mehr verliert der Film seine Zuschauer dabei. Wir rutschten ab in Welten aus Ekstase in denen das fluorierende Licht einen Herzkasper auslösen könnte.Das flackernde Licht zieht uns aber auch immer weiter in Jakobs Welt die irgendwann nicht mehr unterscheiden kann zwischen Realität und Fiktion oder eben Jakobs Angst. Der Film fühlt sich an wie ein Drogentrip aus dem man nicht mehr aufwacht und gegen Ende einfach fallen gelassen wird. Unbefriedigend. Dabei muss ein Film nicht immer gradlinig verlaufen und eine Handlung nicht einfach simpler Mechanismen folgen. „Shutter Island“ ist ein gutes Beispiel dafür. Dort werden die Wahnvorstellungen des Hauptcharakters so gut in die eigentliche Geschichte eingeflochten das erst am Ende alles klar wird. Doch „Nevrland“ macht das hier genau anders herum. Wir beginnen mit einer trostlosen Normalität und Enden in vollkommenem bunten Chaos das nicht mehr durchblicken lässt was der Film uns eigentlich sagen will. Dabei wird klar das es um eine Coming-of-age Geschichte geht. Auch die Anspielung mit der Angst die nicht greifbar ist und auch nie erklärt wird woher sie kommt und warum sie da ist. Vielleicht ist es die Angst vor dem Erwachsen werden, wahrscheinlich eher etwas schlimmeres, da es Jakob in den Wahnsinn treibt. Die Bilder dabei wirken eine starke Faszination auf den Zuschauer aus und wirken fast noch stärker als die eigentliche Geschichte. Aber auch die beiden Nachwuchsschauspieler die hier das erste Mal auf der Leinwand zu sehen sind haben ein so selbstsicheres, starkes auftreten das man sie und ihre Charaktere nie in Frage stellt. Sie sind da, sie sind präsent und sie lassen dies einen spüren. Darüber hinaus lässt eigentlich nur die Geschichte das ganze gut aufgebaute Konstrukt am Ende in sich zusammenfallen. Man hofft so ein bisschen auf eine Erklärung, eine starke Wendung, irgendein Schlussbild das alles verständlich werden lässt. Stattdessen kommt der Abspann und ein frustrierendes ausatmen. Wenn man über 80 Minuten Charaktere aufbaut und eine doch schon mitreißende Geschichte erzählt und sie dann in den letzten 10 Minuten gegen eine Wand laufen lässt ist das leider ein Fehlschuss. In dem Genre oder in dem Themenbereich habe ich definitiv schon stärkere Filme gesehen, allen vorweg „Call me by your name“. „Nevrland“ trägt zwar den Namen der Insel auf der Peter Pan lebt und auf der man nicht erwachsen wird und hat somit ein schönes Sinnbild als Titel gewählt, aber leider verspricht der Film mehr als er halten kann. 

 

Meine Meinung: