Film: La paranza dei Bambini - Piranhas

 

Regie: Claudio Giovannesi

Im Kino seit: 22. August

Länge: 110 min

FSK: 16

 

Meine Kritik

 

Die 15 jährigen Jungs Nicola, Biscottino, Briatò, Lollipop, ‘O Russ und Tyson sind eine Gang. Doch in ihrem Viertel haben sie nicht viel zu sagen. Da herrscht die Mafia, welche auch Schutzgeld von Nicolas Mutter fordern und das obwohl sie sowieso schon nicht allzu viel haben. Nicola will das ein für alle mal ändern und schließt sich der Mafia an. Er erledigt kleine Jobs mit seiner Gang, dafür muss seine Mutter kein Geld mehr zahlen. Als fast alle der Mafia aus dem Viertel festgenommen werden sieht Nicola seine Chance. Er schließt sich zusammen mit einem Erzfeind der Mafia, bekommt Waffen ausgehändigt und übernimmt das Viertel. Von nun an sind er uns seine Freunde keine kleine Jungs Gang mehr, sie haben das sagen, übernehmen die Drogengeschäfte, sammeln Geld, nur nicht mehr Schutzgeld. Es könnte alles recht einfach sein, wenn Nicolas Freundin nicht in einem anderen Viertel wohnen würde, wo wiederum eine andere Gang regiert.

 

Claudio Giovannesi verfilmt hier den Roman von Roberto Saviano, der in Italien ein bekannter Autor und Schriftsteller ist. In La paranza die bambini widmet er sich Straßengangs und obwohl seine Geschichte auf keiner wahren Begebenheit beruht ist sie doch angelehnt an die Realität. La paranza die bambini der Originaltitel des Filmes und Buches haben Ähnlichkeiten an den Roman Herr der Diebe von Cornelia Funke nur ist das italienische Werk sehr viel düsterer und brutaler. Kleine Diebe sind die Jungs hier vielleicht auch, aber an erster Stelle wollen sie nur ihre Familien schützen und das Viertel in dem sie Leben, sie wollen die Ungerechtigkeit besiegen und werden selbst zu dem was sie am meisten hassen. Diese Wandlung welche vor allem Nicola durchmacht in 110 Minuten ist wahnsinnig beängstigend und sehr intensiv. Vor der Kamera bewegen sich nur Laienschauspieler und das merkt man den Kids nicht eine Sekunde an. Sie spielen als hätten sie nie was anderes gemacht. Vor allem Nicola der im Mittelpunkt des Geschehens steht und der über seinen eigenen Schatten springen muss und am Ende eine Waffe in den Händen hält als wäre sie ein Teil von ihm. Giovannesi findet starke Bilder, welche in dem stimmungsvollen Setting überraschend eisig, schmutzig und schockierend wirken, dabei aber nie den Faden zu den Kindern reißen lassen. Francesco Di Napoli als Nicola erinnert in seiner Darstellung an Merlin Rose und spielt genauso vielschichtig und tiefgründig wie dieser. Er gibt seinem Charakter dabei so viele verschiedene Facetten und so viel liebe, das man egal welche Richtungen dieser einschlägt, jeden seiner Schritte glaubhaft verfolgt. La paranza die bambini baut sich glaubhaft groß auf und kann diese Größe auch bis zum Ende tragen. Giovannesi umgeht zum Glück auch einen vermuteten 0815 Endkampf und findet dafür ein einfaches viel stärkeres Bild das den Zuschauer mitten in seinem schlagenden Herzens und mit feuchten Händen sitzen lässt. Dabei gelingt es Giovannesi auch nie Gewalt zu verherrlichen, er zeigt immer die direkten Auswirkungen und Waffen werden direkt als bedrohlich etabliert. Hier und da hätte man sich vielleicht noch ein bisschen mehr Realität gewünscht, vor allem in dem Moment wo Nicola zum ersten Mal eine Waffe abfeuert. Aber dafür das hier versucht wurde zu verdeutlichen was auf den Straßen in italienischen Straßenvierteln teilweise los ist, was aus Kindern werden kann, die in diesem Chaos aufwachsen, trägt der Film diese starke Message. Ein wirklich aufwühlender, phänomenaler Film aus Italien, der nicht nur 110 Minuten lang trägt sondern tief erschüttert und dabei eine emotional, spannende Geschichte erzählt. Wahnsinnig wie viel Mitgefühl Giovannesi alleine durch seine Bilder hervorruft. „Kein 15 jähriger, der kriminell wird, ist alleine daran Schuld“, sagt der Autor Saviano. Und ob man diese Aussage teilt oder nicht, der Film bringt einem diese andere Welt schnell näher und das auf erschreckende Art und Weise.

 

Meine Meinung: