Film: Edie - Für Träume ist es nie zu spät

 

Regie: Simon Hunter

Im Kino ab: 23. Mai

Länge: 102 min

FSK: 0

 

Meine Kritik

 

Edith Moore von allen Edie genannt ist schon um die 80 Jahre alt und verbittert. Tagtäglich muss sie sich um ihren Ehemann kümmern, der nichts mehr alleine machen kann, bis er eines Tages stirbt. Nun will ihre Tochter sie in ein Altersheim abschieben. Das gefällt Edie noch weniger. Immer wieder betrachtet sie eine Postkarte von ihrem verstorbenen Vater in der er sie auffordert noch einmal zusammen einen Berg zu besteigen. Auf der Vorderseite ist das Foto des Sulivan in Schottland. Kurzerhand packt Edie einige Sachen und setzt sich in den Zug auf den Weg nach Schottland. Dort angekommen erweist sich die Kurzfristige Entscheidung als Herausforderung. Sie findet kein freies Hotel mehr und muss bei einem jungen Mann übernachten, der sie am Bahnhof fast überrannt hat. Doch dieser junge Mann besitzt ein Geschäft für Wanderzubehör und bietet ihr an mit 4 Tagen Training im Vorfeld zusammen der Berg zu besteigen. Edie stimmt zu und schon bald entwickelt sich aus der anfänglichen Feindschaft eine zarte Freundschaft.

 

Beginnen tut das seichte Drama von Simon Hunter ganz vielversprechend und trotz des ernsten Anklanges sehr humorvoll. Viel tut aber auch die sehr sympathisch spielende Sheila Hancock, mit deren Rolle man schnell warm wird. Doch dann macht Simon Hunter in der Bildkomposition einen drastischen Fehler der sich leider zusätzlich durch den ganzen Film zieht und ihm viel von seiner warmen Magie raubt. Und zwar schaut der Film immer wieder aus wie eine Werbung für Schottland. Langsame Slow Motion Bilder die zwischendurch geschnitten werden, unnötige Detailaufnahmen von Gläsern in das Bier eingegossen wird, von Edie wie sie sich während der Wanderung immer wieder umdreht und die Aussieht genießt, oder an einem Fluss sitzend etwas isst. Diese Aufnahmen stören tatsächlich leider zu oft den Fluss des Filmes und reißen einen unnötiger Weise immer wieder aus dem Geschehen. Die Geschichte zwischen Edie und ihrem jungen Wanderfreund ist locker gestrickt, keine unerwarteten Wendungen oder Herausforderungen. Der Film bleibt ziemlich ohne irgendwelche Höhepunkte, man muss nie um eine Figur zittern und die Besteigung des Berges dem eigentlichen handlungstechnischen Mittelpunkt rückt recht weit in die Ferne, sodass die Freundschaft zwischen Edie und dem junge Mann immer mehr zum eigentlichen Schwerpunkt der Geschichte wird. Das ist weniger dramatisch als die Werbeaufnahmen, aber dramaturgisch hat der Film nun fast gar nichts mehr zu bieten und so bleibt einzig und allein die fantastischen Aufnahmen der Schottischen Landschaft die genau so eben auch als Kinowerbung vorher hätten laufen können oder als Dokumentation über Schottland und seine Bewohner. 102 Minuten Werbung ist das vielleicht nicht das richtige Format für Hunter der wohl versteht wie er seine Zuschauer mitnehmen kann auf eine Reise, denn den Berg besteigen wir zusammen mit Edie und spüren die Anstrengung durchaus. Dennoch, vielleicht ist an Hunter der klassische Werberegisseur verloren gegangen oder Hunter sollte sich den Dokumentationen widmen, in beiden scheint er viel mehr Erfahrung zu haben und mehr glänzen zu können, denn zu beiden Formaten lässt sich nicht groß was sagen, beides steckt eben in diesem Film. Darüber hinaus schafft Hunter aber auch den Humor auf leichte, lockere Art und Weise zu transportieren. Den Rest machen seine beiden Hauptdarsteller und wecken den Film mit genug Leben, sodass man bei den Werbeaufnahmen nicht versehentlich einschläft. Ein Feel-Good-Movie in der traumhaft schönen schottischen Landschaft der hier und da eine bezaubernde Wirkung hat und wie ein Reisetagebuch funktioniert. Für manche Träume mag es nicht zu spät sein, zumindest hat Hunter sich einen Traum erfüllt und es mit einem seiner Filme ins Kino gebracht. Vielleicht sollte er sich nun neue Träume suchen, zum Beispiel mal einen Berg besteigen.

 

Meine Meinung: