Film: Colette

 

Regie: Wash Westmoreland

Erschienen: 2019

Länge: 112 min

FSK: 6

 

Meine Kritik

 

Colette ist ein Mädchen vom Land das den erfolgreichen Pariser Autoren Willy heiratet. Das Stadtleben ist für sie ungewohnt, die Partys auf die sie müssen, langweilig. Und dann hat Willy auch noch finanzielle Probleme. Ein neues erfolgreiches Buch müsste her, doch Willy selbst hat eine Schreibblockade und alle die er als Ghostwriter engagiert sind nicht gut genug. Da hat er die Idee das Colette doch über ihr Leben auf dem Land schreiben könne. Zunächst findet Colette diese Idee absurd, doch dann findet sie gefallen am Schreiben und an ihrer Figur Claudine. Als das Buch veröffentlicht wird, verfällt halb Frankreich der Figur und alle verschlingen die Claudine Bücher. Bald muss ein neues Werk her und Colette sieht sich gezwungen erneut als Ghostwriterin einzuspringen. Nebenbei erkundet sie das Pariser Leben und findet auch immer häufiger gefallen an anderen jungen Frauen. Über all dies und ihre Ehe mit Willy schreibt sie in ihren Büchern, bis sie irgendwann die Fassade nicht mehr aufrecht erhalten kann.

 

Eine Legende auf der Leinwand verewigt. Die teilweise absurde Geschichte der Colette wird in ebenso absurden Bildern festgehalten. Regisseur Westmoreland widmet sich gerne den kuriosen Persönlichkeiten und verfilmt deren Geschichten für das Kino. Und für das Kino sind seine Filme gemacht. Durch die Zeit tanzen wir leichtfertig und dabei schaut die Kulisse aus wie aus einem Disney Film und die Figuren selbst sind so seltsame Gestalten wie die Figuren aus Alice im Wunderland. Und irgendwie passt dieses schräge Bild in die Geschichte einer Frau, die sich selbst erfindet und dabei halb Paris den Kopf verdreht. Dabei steht ganz klar Colette im Mittelpunkt und setzt dem Feminismus die Krone auf. Das Jahr 2018 war das Jahr der Me Too Kampagne und genau in dieses Konzept passt Colette hervorragend. Es geht einmal nicht um die Männerwelt im Wandel der Jahrzehnte sondern um die Frauen und ihre Rollen in der Gesellschaft, sowie auch schon ihre Emanzipation. Colette setzt hier ein Vorbild und regte nicht nur zu ihre Zeit an sich selbst zu entdecken und frei heraus zu sagen wer man ist und was man denkt. Westmoreland unterstützt dieses Bild eben durch den Freiraum den er Keira Knightly in ihrer Rolle gibt, genauso wie den Freiraum den er der Figur Colette gibt. Leider findet er dabei nicht die dramaturgischen Strukturen die hier so offensichtlich fehlen. So dümpelt der Film mal mehr mal weniger vor sich hin und nur selten kann man einen roten Faden entdecken. Man bekommt das Gefühl das Westmoreland nur eine Stichpunktartige Sammlung einiger Geschehnisse in Colettes Leben abarbeiten möchte, ohne irgendwie der Figur eine emotionale Grundlage zu bieten oder der Geschichte jegliche tiefgründige Momente einzugestehen. Dabei sind die schrägen Figuren und die ebenso schrägen Bilder wahnsinnig lustig und gelungen und geben zusammen mit ihrem Cast ein rundes Bild ab, welches ab und zu unterhält, aber eben nicht durchgängig. Hier und da verliert die Handlung sich in tauben, sinnlosen Augenblicken. Zu sehr schweift Westmoreland ab in seinen Erzählungen über das Leben von Willy und Colette zu beginn des Filmes. Dabei vergisst er aber eine Wandlung in Colettes Persönlichkeit zu erzählen. Nach und nach wandeln sich die Pariser Menschen, vor allen Frauen, um sie herum, nicht aber Colette die wie zu Beginn schon sehr selbstsicher ist. Auch in das Geschehen rund um den Kult der sich um die Figur der Claudine aufbaut, legt Westmoreland keinen großen Wert diesen näher auszuschmücken, viel mehr ist er einfach da. Hier und da hätte der Film also gerne ein wenig mehr in die Tiefe gehen dürfen und an anderer Stelle vielleicht weniger, aber darüber hinaus ist Colette ein durchaus gelungenes Biopic über eine wahnsinnig interessante Frau die ihrer Zeit schon weit voraus war und von der wir uns wohl alle eine Scheibe abschneiden könnten

 

Meine Meinung:.