Film: Beautiful Boy

 

Regie. Felix van Groeningen

Erschienen: 2019

Länge: 121 min

FSK: 12

 

Meine Kritik

 

“Fortunately I have a son, my beautiful boy

Unfortunately he is a drug addict.

Fortunately he is in recovery.

Unfortunately he relapses.

Fortunately he is in recovery again.

Unfortunately he relapses.

Fortunately he is not dead.”

 

Zum Glück habe ich einen Sohn, meinen schönen Jungen

Leider ist er drogenabhängig.

Zum Glück erholt er sich.

Leider fällt er zurück.

Zum Glück erholt er sich wieder.

Leider fällt er zurück.

Zum Glück ist er nicht tot. "

 

David Sheff liebt seinen Sohn über alles und würde alles für ihn tun. Doch Nic ist drogenabhängig, was die Beziehung auf eine harte Probe stellt. David organisiert Plätze in Entzugskliniken, sammelt Nic von der Straße auf und macht sich rund um die Uhr sorgen um seinen Sohn. Bis Nic eines Tages nicht mehr nach Hause kommt. Wie schon öfters nicht. David muss eine Entscheidung treffen und schickt Nic zu dessen Mutter, in der Hoffnung das es was bewirkt. Und Nic bleibt tatsächlich clean, über 14 Monate lang, dann hat er einen Rückfall. Er muss das schwarze Loch in sich stopfen, wie er immer wieder betont, selbst wenn er merkt wie sehr er seine Familie damit verletzt. Für David und Nic ist es nicht leicht. David erinnert sich immer wieder an Momente mit Nic, als dieser noch ein Kind war und muss erkennen, das er ihm vielleicht nicht helfen kann, das er vielleicht aufgeben muss um nicht sich selbst zu verlieren.

 

Es gibt starke Filme über Drogenabhängige, welche die Auswirkungen der Substanzen zeigen, welche die Abhängigen nehmen. „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ oder „Jim Carrol in den Straßen New York“, sind nur zwei Beispiele welche beängstigend realistisch den Zuschauer in die Welt einführen und davor zurückschrecken lassen. Diese Filme spielen vor allem mit den erschreckenden Bildern von den Auswirkungen von Drogen. Felix van Groening hingegen will mit viel weniger überzeugen. Statt jeden Zug, jede Spritze und den Verfall von Nic zu zeigen, nimmt sich Groeningen die Biografien des echten Nics und Davids vor und erzählt basierend auf ihnen, eine Geschichte über die Liebe zwischen Vater und Sohn welche unerschütterlich ist, bis zu einem bestimmten Augenblick. Klar spielen auch die Auswirkungen von Drogen am Rande eine Rolle, dennoch stehen im Zentrum einfach nur ein Vater und sein Sohn, nicht mehr und nicht weniger. Dabei erzählt Felix ist stillen, einprägsamen Bildern ein gewaltiges Werk, welches nicht durch große Handlungen aufträgt, nicht durch schockierende Szenen packt, sondern durch das intensive Vater, Sohn Drama, das einen von vornerein mitnimmt. Getoppt wird das nur durch die brillante schauspielerische Leistung der beiden Hauptdarsteller. Selten hat man Steve Carell so emotional spielen sehen und Timotheé Chalament glänzt erneut und überzeugt mit einer tief beeindruckenden Darstellung des Nic. Fast schon einer Art Dokumentation gleichend, mit Bildern die ausschauen als seien sie auf Film aufgenommen, was das raue, das schmutzige gut widerspiegelt. Dabei ist es Wahnsinn wie einfach auf der einen Seite und gleichzeitig tiefgründig auf der anderen ein Film sein kann. Einer der schönsten Liebeserklärungen an Väter und ihre unerschütterliche Liebe zu ihren Kindern mit einer sehr starken Message bestückt: Manchmal mag es Mutig sein an jemanden zu glauben, ihn überall hin zu begleiten, immer wieder zu bestärken und wieder aufzubauen, doch manchmal ist es noch viel mutiger zu erkennen das man alles getan hat was in der eigenen Macht steht und loszulassen, damit man selber nicht zerstört wird. Der Film beantwortet keine Frage, zeigt weder das glückliche noch unglückliche Ende von drogenabhängigen. Er ist eine Momentaufnahme, dessen letztes Bild den ein oder anderen ein wenig in der Luft hängend zurücklassen mag, aber mit einem alles oder nichts Ende vielleicht auch nicht so im Gedächtnis bleiben würde. Nicht unbefriedigend also, sondern so ehrlich und realistisch wie das Leben eben, und genau das ist es was Felix van Groeningen uns in 121 Minuten präsentiert. Ein Stück von einem Leben, vielleicht das bittere, aber das Leben ist eben nicht immer süß. 

 

Meine Meinung: