Film: Atlas

 

Regie: David Nawrath

Im Kino ab: 25. April

Länge: 100 min

FSK: 12

 

Meine Kritik

 

Walter ist Möbelpacker, vor allem ist er zuständig für Zwangsräumungen. Und trotz seines Alters und der Schmerzen die er beim Möbelschleppen hat, macht er den Beruf wie jeden anderen und lässt sich selten eine Regung anmerken. Er hält sich lieber im Hintergrund, geht nicht zwischen die Fronten. Auch nicht als der neue im Team, jemand aus dem Clan der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde, auf einen Arbeitskollegen von ihm zugeht. Doch bei der nächsten Zwangsräumung, die misslingt, wird Walter überrumpelt. Der Mieter, dessen Wohnung sie eigentlich räumen sollten, ist sein Sohn. Walter hat ihn das letzte Mal als kleinen Junge gesehen. Jan, sein Sohn kann sich kaum noch an seinen Vater erinnern und so erkennt er Walter auch nicht, als dieser nach und nach beginnt sich in Jans Leben zu schieben. Er will Jan vor der Firma seines Chefs beschützen, denn er weiß mit welchen Methoden dieser vorgeht um zu bekommen was er will. Doch Jan will partout nicht ausziehen. Walter muss zu härteren Maßnahmen greifen.

 

In Nawraths Regiedebüt geht es zunächst eigentlich um ein Vater Sohn Drama das sich dann zu einem weit aus größeren Drama entwickelt und fast schon zu einem Thriller wird. Dabei sind die ersten Minuten recht zäh und man hat das Gefühl das die Hauptfigur zu starr ist und dadurch das sie keine Regungen zeigt auch schwer zugänglich für den Zuschauer ist. Doch hinter jeder harten Fassade steckt vielleicht auch ein weicher Kern und den will Nawrath nach und nach knacken. Wie er dabei vorgeht und Walters Geschichte Stück für Stück offenlegt, wie er den Twist in Walter erzählt und dabei nie zu aufdringlich vorgeht, nie zu offensiv irgendwelche Emotionen hervorholen will, was gekünstelt wirken könnte, ist eine wunderbar erfrischende Art im deutschen Genrekino. Dabei wird man regelrecht überrannt als eine scharfe Wendung in der Geschichte die so unerwartet kommt wie sonst selten. Und aus dem Drama wird ein spannender Thriller der das Tempo anzieht und trotz Pokerface Hauptfigur packend erzählt wird. Atlas ist der Gott der die Welt auf den Schultern trägt und das tut unsere Hauptfigur im wahrsten Sinne des Wortes, sie trägt Möbel auf dem zerbrechlichen Rücken und die Last der Vergangenheit auf den Schultern. Doch Walter kämpft auch, er will seinen Sohn beschützen, auch wenn er ihm nicht offenbaren will wer er ist. Und dabei reitet er sich immer weiter ins Verderben. Es ist eine simple Geschichte die auch simple gestrickt ist ohne großen Aufwand, auf das nötigste Reduziert und trotzdem ziemlich groß erzählt. Wie einfach das erzählen bestimmter Strukturen ist, das es keine aufwendigen Actionszenen braucht, nur ein Glas Wodka, oder mehrere Kamerafahrten statt einer Einstellung die genauso viel Gänsehaut verursachen kann, oder einer Hauptfigur die kaum spricht, weil manchmal Bilder eben mehr als tausend Worte sagen. In der Ruhe liegt die Kraft, das beweist Nawrath in seinem Debütfilm eindeutig. Walter ist manchmal schon fast zu ruhig, beängstigen ruhig und diese Hauptfigur die man zunächst einfach nicht durchschaut, ist spannend und nervenaufreibend zu gleich. Atlas mag zunächst als stilles Drama erscheinen das definitiv langatmig werden könnte, doch durch die Wendung in der Geschichte kommt es zu irren unerwarteten Reaktionen die man gerne häufiger im deutschen Genrekino sehen wollen würde. Nawrath strickt einen typischen drei Akter mit dem Mut zu erschreckenden Verstrickungen. Nur das Ende wirkt etwas flach, wie ran getackert, als wäre es nicht geplant aber irgendeiner Redaktion wichtig gewesen, denn der Film braucht ein befriedigendes Ende. Nicht das wie nach dem einen Tatort wo der Täter nicht geschnappt wurde, die halbe Nation in Angst leben musste und nachts lieber ein Licht brennen lies. Das will man hier nicht heraufbeschwören. Dennoch ein gelungener Debütfilm der mehr gekonnt hätte, aber vor allem für ein Erstlingswerk stark nach vorne spielt. 

 

Meine Meinung;