Film: Werk ohne Autor

 

Regie: Florian Henckel von Donnersmarck

Erschienen: 2018

Länge: 189 min

FSK: 12

 

Meine Kritik

 

Kurt Barnert ist noch sehr jung als seine Tante in eine Anstalt muss. Er sieht sie nie wieder, nur die Erinnerungen an sie bleiben vor allem eine: Seine Tante sagte ihm immer wieder „Schau nie weg“. Und genau das tut er auch, er schaut nie weg. Kurt träumt davon Maler zu werden, doch nach dem Krieg arbeitet er in einer Fabrik wo sie die Schriftzüge für Plakate malen. Erst als sein Chef ihn ermuntert bewirbt er sich an einer Kunsthochschule. Er fängt an zu studieren. Doch da er in der DDR lebt kann er nicht das machen was er machen will. Er lernt die Studentin Elizabeth kennen und verliebt sich. Doch Elizabeths Vater ist gegen die Verbindung, für ihn ist Kurt nichts für seine Blutlinie. Was Kurt auch nicht weiß ist, dass sein Schwiegervater der Mann ist der seine Tante in der Anstalt behandelte. Kurt zieht es in den Westen, zu neuen Ufern, doch da angekommen weiß er nicht was er mit der neuen Freiheit machen will. Was will er wirklich malen? Oder ist Malen nun nicht mehr Inn, soll er was neues versuchen?

 

Donnersmarck lässt sich gerne Zeit mit seinen Filmen, aber wenn er etwas verfilmt ist es bedacht. Man merkt seinen Werken die Zeit an, die in der Vorbereitung steckt und vor allem im Script. Wie er etwas erzählt, welche Handlungsstränge er vielleicht liegen lässt, welche Figur in den Mittelpunkt rückt. Es ist fast wie vor einem Gemälde in einer Kunstgalerie zu stehen und sich zu fragen weshalb man stehen geblieben ist, was einen an dem Bild so fasziniert, berührt, packt, wieso man nun da steht und über die Farben und das Licht und ihre Zusammenhänge nachdenkt. Werk ohne Autor ist da keine Ausnahme. Es ist eine Reise durch verschiedene Zeiten, durch verschiedene Wunder, durch das Leben einer Person. Wir beginnen in Kurts Kindheit die ihn prägt, seine Tante die ihm die Kunst näher bringt und gegen Hitler ist und alles wofür er steht. Wir durchleben einen Bruchteil von Kurts Jugend bis hin zur Nachkriegszeit. Wir lernen Menschen kennen die Kurts Leben streifen oder bereichern. Und jede Begegnung so kurz sie auch nur sein mag, erzählt Donnersmarck mit einer gewissen Achtung, er weiß wie klein auch der Fingerzeig sein mag, wie klein eine Plantung eines Handlungsstranges, man muss nicht immer alles zu deutlich ausformulieren und mit der Kamera darauf deuten. Donnersmarck mag zwar ein deutscher Filmemacher sein, der aber verstanden hat was Filme ausmacht, es sind ihre Bilder, die Macht dieser, welche die Filme zu eben solch wahnsinnig faszinierender Unterhaltung für uns Menschen macht. Und dieser Macht bedient sich Donnersmarck. Er lässt die Kamera spielen, ob in Ballhaus Kreiseln oder einfach nur starr zeigend was vor ihr geschieht. Dazu komponiert Max Richter einen unglaublich schönen Soundtrack der auch ohne die Bilder tief berührt und den Film emotional begleitet. Aber was im Vordergrund steht ist die Geschichte, eine Geschichte die über Raum und Zeit hinweg funktioniert, in der es um Kunst geht und nicht darum Verbrechen zu entlarven, Täter hinter Gitter zu stecken. Vielmehr geht es um einen Menschen der entdecken will was ihn ausmacht, was er zu sagen und zu erzählen hat. Glatt hat man Lust wieder selbst zum Pinsel zu greifen. Die Idee welche Kurt später hat, was er für sich entdeckt ist so simple und dennoch so wunderschön. Donnersmarck macht die einfachsten Sachen zu unglaublich berührenden schönen Augenblicken, sodass man noch lange im Abspann und danach sitzen bleibt und das gesehene wirken lässt. Es ist eine Kombination von allem was einen Film ausmacht, eine Komposition von Bild, Musik, Schauspiel, Ton, Farben, Geräuschen und vor allem eines: der Magie der Geschichten. Wenn ich euch jetzt eine willkürliche Reihe von Zahlen nennen würde dann wäre das idiotisch aber wenn ich euch jetzt die Lottozahlen vorlesen würde hätte es eine Bedeutung. Donnersmarck Film Werk ohne Autor ist ein Werk dessen Autor uns sehr wohl bekannt ist und dessen Namen wir uns noch lange merken werden, weil seine Werke so außerordentliche Stücke sind, voller Kraft und Magie. Was gäbe man für ein wenig Zauberei? Vielleicht 3 Stunden, die sich nicht mal ansatzweise so anfühlen, in einem dunklen Saal mit Donnersmarck Bildern vor sich auf der Leinwand. Man kann sagen was man will über Donnersmarck, am Ende bleiben seine Filme und das was sie mit einem machen.

 

Meine Meinung: