Film: Vollblüter

 

Regie: Cory Finley

Im Kino ab: 9. August

Länge: 93 min

FSK: 16

 

Meine Kritik

 

Lily wird von Amandas Mutter dafür bezahlt Zeit mit ihrer Tochter zu verbringen. Diese hat gerade ihr eigenes Pferd umgebracht und wird von anderen eher gemieden. Generell ist Amanda nicht gerade beliebt. Doch Lily ist fasziniert von ihr. Früher waren die beiden einmal befreundet, nun sitzen sie sich gegenüber und Amanda gesteht Lily das sie nichts fühlen kann, weder Liebe noch Schmerz. Von nun an verbringen sie mehr Zeit gemeinsam. Bald stellt Amanda fest das Lily ihren Stiefvater hasst und fragt sie wieso sie nicht in Erwägung zieht ihn umzubringen. In Lily beginnt diese Idee zu reifen und wer könnte ihr besser behilflich sein als Amanda die ihr Pferd kaltblütig ermordet hat? Doch Amanda hegt Zweifel, sie darf nicht mit noch mehr Problemen in Verbindung gebracht werden. Die beiden wollen auf Nummer sicher gehen und heuern einen Kleinkriminellen an.

 

Cory Finleys Regiedebüt ist sein eigenes adaptiertes Theaterstück das nun platzt auf der Leinwand findet und auch voll und ganz dort hingehört. Obwohl als Theaterstück angelegt, fällt dies nicht weiter auf. Zwar beschränkt sich der Film, was seine Handlungsorte angeht, zentriert sich eher auf das Haus von Lily, und manchmal wirken de Räume in denen die Schauspieler agieren wie eine Bühne, aber das macht auch den Reiz des Films aus. Nicht nur die geringe Auswahl an Locations machen ihn andersartig, vor allem seine Wahl wenig zu zeigen. Nie bekommen wir die Bilder des Pferdes zu Gesicht und auch anderswo zeigt er nicht Blut oder Gewalt. Viel mehr überlässt Finley diese Bilder der Vorstellungskraft des Zuschauers. Das bereitet eine ganz neue Ebene von Thriller vor. Grandios ist auch die Tonebene die man hier einfach hervorheben muss. Ebenfalls unterstreicht sie die andere Art wie Finley an den Film ran geht. Nur wenige Trommelschläge, Atemgeräusche, hektische andere Streichinstrumente welche die Spannung einfangen die in der Luft liegt. Kühl, distanziert, gefühllos und das 93 Minuten lang. Dabei hat jedes Bild, jeder Dialog einen doppelten Boden und Finley vermag nicht nur einen Plot zu erzählen sondern diesen Plot auf bedeutungsvolle Art und Weise aufzubauen und zu inszenieren. Schon der Titel ist bedacht gewählt und wirkt wie vieles andere zunächst deplatziert und dann doch recht stimmig. Als Vollblüter werden temperamentvolle, starke aber auch sensible Pferde bezeichnet. In dem Sinne könnte man nicht nur das Pferd von Amanda welches sie tötet als Vollblüter beschreiben. Eine starke Kameraarbeit, die zwar nach wenig Aufwand aussieht aber in ihren Bildern wirkungsvoll ist, tut den Rest. Die beiden Protagonisten welche auch eine sehr fixierte Leinwandpräsenz haben, werden hier so unglaublich stark gespielt von Anya Taylor-Joy und Olivia Cooke, das ihre Vorstellung alleine schon Gänsehaut verursacht, wenn nicht die dann tut es die Musik genauso gut. So bösartige Protagonisten welche trotz allem schnell die Sympathie des Zuschauers gewinnen, das sieht man selten. Jedes Bild übt eine gewisse Faszination aus und man kann sich dieser schwarzen Satire kaum entziehen. Gleichzeitig steckt in jedem Dialog und jeder Geste eine gewisse Absurdität, welche den Film ebenfalls eine spannende Note geben. So entstehen Situationen in denen Amanda Lily zeigt wie befreiend die Wahrheit sein kann und was dieses ständige Zusammenreißen und jemand sein der man nicht ist, aus einem machen kann. Es ist gar nicht die Handlung welche man aktiv verfolgt und auch nicht die Frage ob sie ihren Stiefvater nun umbringen wird oder nicht, es sind all die Momente in denen man bewundert auf welche grazile Art und Weise Finley seine Charaktere ins Bild setzt und sie agieren lässt. Jede Handbewegung wirkt geplant, jedes Bild auf den Punkt gebracht. Das Konzept ist stimmig, nichts tanzt aus der Reihe und das macht „Vollblüter“ zu einer wunderbaren, unterhaltsamen Abwechslung in der Kinowelt und zu einem der Highlights 2018 auf der Leinwand. Wer so viel Gespür für einen Stoff und dessen Umsetzung mitbringt, der hat hoffentlich noch mehr Asse im Ärmel. 

 

Meine Meinung: