Film: Utøya - 22. Juli

 

Regie: Erik Poppe

Im Kino ab: 20. September

Länge: 90 min

FSK: 12

 

Meine Kritik

 

Kaja und die anderen Kinder des Sommerlagers auf der Insel Utøya müssen von den Bombenanschlägen und Oslo erfahren und diskutieren diese direkt. Als plötzlich Schüsse ertönen und Kinder aus dem Wald gerannt kommen, weiß zunächst niemand was los ist. Doch die Panik verbreitet sich schnell. Kaja und ihre Freunde verbarrikadieren sich mit vielen anderen in der Hütte auf dem Zeltplatz, die Schüsse und Schreie kommen näher. Plötzlich ist allen bewusst das dies bitterer Ernst sein muss und keine Übung. Doch auch in der Hütte sind sie nicht lange sicher. Niemand weiß wie viele es sind, wer genau schießt, nur das sie um ihr Leben rennen müssen, denn irgendjemand erschießt hier Kinder. Kaja und eine Gruppe Freunde verstecken sich in der Nähe des Zeltplatzes im Wald. Es wird wild spekuliert, jemand erzählt ein Polizist würde auf sie schießen, jemand anderes ruft seine Mutter an. Auch Kaja spricht kurz mit ihrer Mutter. Diese fragt sie nach ihrer Schwester, doch Kaja hat sie seit den ersten Schüssen nicht mehr gesehen. Während die anderen den Plan schmieden runter zum Wasser zu rennen um von der Insel wegzukommen, will Kaja ihre Schwester finden. Doch in all dem Chaos, in dem immer wieder Schüsse ertönen, weiß Kaja irgendwann nicht mehr ob ihre Schwester überhaupt noch am Leben ist, und was sie tun

soll, denn niemand kommt um ihnen zu helfen. 

 

Der Amoklauf in Norwegen auf der Insel Utøya war damals lange Zeit präsent im Fernsehen. Nun sieben Jahren nach der Tat versucht Erik Poppe auf seine Weise und mit der Hilfe der Überlebenden einen Film zu machen, der anders als andere Filme, das Geschehen aus der Perspektive der Opfer zeigen soll. Der Täter wird hier weder gezeigt, noch erwähnt, nicht einmal im Abspann ist sein Name zu finden, das mindeste was Poppe machen konnte. Doch muss so ein Film überhaupt sein? Hier gehen die Meinungen der Kritiker auseinander. Die einen sehen Utøya als „kaum zu ertragenen Spielfilm“ (ZDF), die anderen sehen es als „verachtenswerte Ego-Show Poppes“ (Filmstarts). Man bereitet sich auf das Schlimmste vor und wird dennoch von Poppes Film überrannt. Nach dem ersten Schuss fängt ein 72 minütiger One Take an, der mit versteckten Schnitten, eine grausige Atmosphäre schafft. 72 Minuten genauso lange wie der tatsächliche Amoklauf auf der Insel andauerte. 72 Minuten die sich anfühlen wie Stunden, jeder Schuss im Film lässt einen am Anfang zusammenfahren, die Schreie gehen tief unter die Haut und die Angst der Darsteller überträgt sich aufs Publikum. Traumatisierende Bilder zeigen nicht nur das Grauen, sondern lassen es einen durch jede Faser die sich ein Film bedienen kann spüren. Dabei muss man sich selbst immer wieder bewusst werden, dass man gerade vor einer Leinwand sitzt und sich nicht mitten im Geschehen befindet. Dennoch kriecht die Angst, der Schock, die Tränen in einem hoch. Der Film lässt einen mit einem Gefühl zurück das sich nicht beschreiben lässt. Genauso wenig wie es sich damals für die Überlebenden in Worte fassen ließ. Der Film gibt den ihnen die Chance uns durch Bilder mitzuteilen wie es sich angefühlt haben muss. Ich verstehe ganz klar, das viele die Art und Weise wie Poppe an das Thema herangeht abscheulich und abstoßend finden. Wenn jedoch die Familien der Opfer sowie die Überlebenden finden, das es Zeit ist das Grauen in Bilder zu packen, dann sollten auch wir uns bereit fühlen sich dem zu stellen. Ob es nun richtig ist das Ganze in einem packenden Thriller zu erzählen, der zwar definitiv spannend ist, aber hier eben auch eine wahre Begebenheit erzählt, ist und bleibt fraglich. Oder ob es nun richtig ist den Geschichten der Opfer und Überlebenden ein Gesicht zu geben, nämlich jenes der Kaja, die übrigens unglaublich dargestellt wird von Andrea Berntzen. Und wenn wir über wahre Begebenheiten keine Filme sehen wollen, wieso schauen wir uns immer wieder Filme über den 2. Weltkrieg an, oder über andere Gräueltaten die in der Welt geschehen. Auch Filme wie „We need to talk about Kevin“ oder „Elephant“ wären dann fehl am Platze. Die Machart ist vielleicht Makaber, 72 Minuten die schwer sind anzuschauen. Das spürt man auch nach dem Film noch. Menschen die sich in den Armen liegen und weinen, nachdem Abspann dem eine lange Minute in welcher der Bildschirm schwarz bleibt, zuvor geht. Man war selbst nicht dabei, aber man hat zu spüren bekommen, Ansatzweise, wie es gewesen sein muss, grausam, beängstigend. Gefühle die einen auch lange Zeit nach dem Film nicht loslassen.

 

Meine Meinung: