Film: Tully

 

Regie: Jason Reitman

Im Kino ab: 31. Mai

Länge: 96 min

FSK: 12

 

Meine Kritik

 

Marlo ist hochschwanger hat schon 2 Kinder, eines von ihnen ist ein Problemkind, und einen Mann der viel unterwegs ist. Das macht es für sie nicht gerade einfach. Immer am Rande des Wahnsinns befindend versucht sie die Kinder und sich selbst unter einen Hut zu bekommen. Als ihr Bruder ihr vorschlägt für das 3. Kind eine Nacht Nanny zu engagieren schlägt sie diese Idee zunächst ab. Doch die Nächte mit dem Neugeborenen verlangen ihr die letzten Kräfte ab und sie kann sich über ihre 2. Tochter zunächst nicht so wirklich freuen. Kurzer Hand nimmt sie das Angebot ihres Bruders an und engagiert Tully, der Name der vor Energie strotzenden jungen Frau. Tully kommt nachts und ist für Marlo der rettende Anker. Diese kann nämlich endlich wieder Energie tanken. Doch Tully ist nicht nur die Nanny von der kleinen, sie versucht auch Marlo zu helfen. Und so entwickelt sich zwischen den beiden Frauen langsam eine Freundschaft in der Marlo auch ihre Probleme im Alltag anzugehen vermag.

 

 

Jason Reitman hat schon mit Filmen wie „Juno“ oder “#Zeitgeist“ bewiesen das er den Nerv der Generation zu treffen vermag. Ob es über die Internet Generation geht oder um Mütter am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Reitman schafft es einfach immer wieder mit der richtigen Portion Humor und einem gewissen Gespür für seine Figuren an das jeweilige Genre ran zugehen. In Tully gelingt ihm so das Bild einer Mutter wie man sie sich nur allzu deutlich vorstellen kann, ohne den ganzen Film Glamour, ohne einen flachen Bauch nach der Geburt oder einem strahlenden Teint. Charlize Theron spielt Marlo dabei so so stark wie ihre Figur selber schwach und am Boden zerstört fertig ist. Man baut direkt eine Verbindung zu Marlo auf. Das ist ganz weit weg von einem klassischen Filmstrang und das ist erfrischen wie alles von Reitman bisher. Man merkt das Reitman sich Zeit lässt bei seinen Filmen, sich in das Milieu rein denkt und nicht versucht nur etwas abzubilden sondern es darzustellen. Und dennoch baut er spürbare Spannung auf, in der man einfach nur darauf wartet das Marlos sorgfältig aufgebautes Kartenhaus zusammen bricht. Somit ist Marlo hier ein Paradebeispiel dafür was Hollywood sonst aus solchen Figuren macht, nämlich glänzende Abzüge welche der Realität nicht ferner sein könnten. Reitman hat den Mut hinter die Fassaden blicken zu können und wollen und eben das Gegenteil von einer Hollywood Perfektion darzustellen. Gleichzeitig ist seine Mutter Version der Realität sehr viel näher, auch wenn es ab und zu überspitzt wirkt. Marlo ist viel eher die Person mit der man sich identifizieren kann. Trotzdem, und das funktioniert sehr gut, nimmt der Film sich selbst nicht ernst und stellt Marlo eben diese Hollywood Persönlichkeit in Form ihrer Schwägerin gegenüber. 96 Minuten die sich keine Sekunde lang ziehen oder betäubend wirken sonder immer sehr berührend und in einigen Momenten witzig sind. Der schwarze Humor steht Reitman und vor allem „Tully“ ausgezeichnet. Marlo und Tully, zwei starke Frauenbilder die sich hier im Film super ergänzen und denen die einfachen Bilder Raum geben sich zu entfalten und die Leinwand zu ihrer Bühne zu machen. Dabei hilft es auch das der Film an sich recht simple gestrickt ist was seine Bilder angeht. Die meiste Zeit sind wir in Marlos Haus, in dem es nun mal aussieht wie in einem Haus wo eine Familie lebt und wo die Mutter nicht dazu kommt aufzuräumen oder ihren Kindern Essen zu kochen das nicht aus der Mikrowelle stammt. Und auch hier überwiegt der Charme, wie Reitman an die Sache ran geht. Wenn Marlo zum Beispiel billige TV Shows sieht und ihr Mann im Bett Zombies tötet, wenn man meint das mit Marlo etwas nicht stimmt weil sie immer so kaputt und fertig aussieht. Der Film gibt ein Bild wieder wie man es sonst nicht zu sehen bekommt und das auch so wunderbare Art und Weise das man diese Tragikomödie einfach lieben muss. 

 

Meine Meinung: