Film: Stronger

 

Regie: David Gordon Green

Erschienen: 2018

Länge: 109 min

FSK: 12

 

Meine Kritik

 

Jeff ist nicht besonders zielstrebig, außer wenn es um seine immer mal wieder Freundin Erin geht. Da diese gerade einmal wieder nicht zusammen sind, versucht er alles um sie zurück zu erobern. So weiß er, das sie beim Bostoner Marathon mitlaufen wird für den guten Zweck. Er will sich im Zielbereich aufstellen und ein Schild für sie hochhalten. Doch der Tag endet anders als gedacht. In der Ziellinie explodieren zwei Bomben. Während Erin noch im sicheren Abstand zur Explosion anhalten kann, steht Jeff mitten drin. Im Krankenhaus erklären Ärzte seinen Eltern das man ihm das was von seinen Beinen noch übrig war amputieren musste. Als Jeff aufwacht ist das erste was er jedoch den anderen mitteilt, das er den Bombenleger gesehen hat. Das FBI kann kurze Zeit später anhand Jeffs Beschreibung den Täter stellen. Jeff steigt zum Helden auf für ganz Boston. Doch Jeff selbst fühlt sich weniger wie ein Held. Die neue Situation verlangt seine ganze Kraft, sei es nur ein kurzes Bad, oder der Gang zur Toilette. Erin hilft ihm auf diesem Weg und ist immer an seiner Seite. Während Jeff vor einer ganzen Nation lächelt und eine Flagge schwenkt, ist es nur Erin die mitbekommt wie es ihm wirklich geht. Jeff zerbricht innerlich zwischen der Aufgabe der Held zu sein und dem Wunsch einfach nur wieder Leben zu können.

 

2016 erschien unter dem Titel „Boston“ ebenfalls ein Film über den Boston Marathon Anschlag. In der Figur eines Polizisten fahndete in „Boston“ Mark Wahlberg nach den Tätern. Diesmal geht es weniger im die Anschläge als um die Folgen und um den Zustand von Jeff Bauman. Langsam und bedacht erzählt der Horrorfilmregisseur Gordon Green ein fein geschnittenes emotionales Drama das vor allem durch und mit Jake Gyllenhaal glänzt. Gyllenhaal spielt Jeff mit so viel Feinfühligkeit und verleiht dem Charakter soviel Stärke wie Schwäche das Jeff für ihn zur Paraderolle wird. Dabei versucht der Film durch die Kameraposition immer sehr nah an Jeff zu bleiben, sodass wir schnell Zugang zur Figur finden und emotional gebunden sind. „Stronger“ ist neben dem Drama auch eine Liebesgeschichte die versucht über alle Hürden hinweg zu überleben, stärker zu sein als das Leben und seine Hindernisse. Tatiana Maslany bekannt aus Orphan Black spielt Erin dabei mit so viel Hingabe und Liebe das man die Aufopferung ihres Charakters für diese Liebe in jedem noch so kleinem Blick, jeder noch so kleinen Berührung spürt. Schade ist das die Geschichte zwischen dem Anschlag und den Annäherungen zwischen Erin und Jeff bleibt und darüber hinaus nicht weiter auf dessen Genesungsprozess und vor allem seine Verfassung eingeht. So wirkt es am Ende als wäre er von ein auf den anderen Tag von seiner psychischen Verfassung geheilt worden. Dafür ist die Geschichte um die Heldenposition wirklich eindrucksvoll dargestellt. Ganz unaufgeregt und langsam geht Gordon Green hier vor und setzt doch eindrucksvoll Gyllenhaal in Szene. Man versteht was die Menschen bewegt die in Jeff diesen Helden sehen wollen und man sieht Jeff daran zerbrechen stark sein zu müssen. Dieser Zwiespalt, diese Angst die damit einhergeht, die Flashbacks zu den schlimmsten Minuten ins Jeffs Leben bleiben stark erhalten, noch lange nach dem Film. Und damit setzt der Film nicht nur Jeff Bauman ein Denkmal sondern vor allem der Opfer dieses grausamen Tages. Statt wie in „Boston“ das Attentat selbst und die Täter in den Vordergrund zu rücken schafft dieser Film platz für weit wichtigeres und in meinen Augen auch das richtige. Wie bei Utoya angemerkt wurde ist es bei solchen Verfilmungen auf tatsächlichen Begebenheiten wichtig das Thema nicht zu reißerisch falsch darzustellen. Mit Utoya wollte man ebenfalls den Opfern ein Denkmal setzten, versuchen zu erklären wie es für sie war, an diesem bestimmten Tag. Und das kreiert „Stronger“ auf eine starke Art und Weise, welche nicht nur die Geschichte eines Helden erzählt, sondern von allen Helden da draußen.

 

Meine Meinung: