Film:  Sowas von da

 

Regie/Inszenierung: Jakob Lass

Im Kino ab: 16. August

Länge: 90 min

FSK: 16

 

Meine Kritik

 

Oskars Tür ist genauso kaputt wie seine Seele. Es ist Silvester, die letzte Nacht in seinem Klub. Deshalb haben er und seine Freunde eine Abriss Party geplant. Nicht geplant war Kiez Kalle der 10 Mille von Oskar will und zwar bis 3 Uhr nachts. Dafür wird die Party im Klub so richtig fett. Alle sind da und betrinken sich bis sie nicht mehr wissen wo oben und unten ist. Und Oskar versucht zu vergessen das Kiez Kalle sein Geld will und vor allem versucht der Mathilda zu vergessen, bis diese plötzlich vor ihm steht, in seinem Klub. Die Nacht ist lang, der Vater von dem Lead Sänger der Band kippt um, plötzlich steht die Innensenatorin auf der Tanzfläche und der Fahrstuhl klemmt. Und dann knallen die Raketen und die Welt versinkt im Chaos. Oskar reißt es den Boden unter den Füßen weg. Er weiß aber eines ganz genau: Man muss immer voll da sein, weil es gleich wieder vorbei ist.

 

Die erste improvisierte Roman Adaption. Jakob Lass hat schon mit Love Steaks und Tiger Girl gezeigt das er anders ist und sich gerne ausprobiert in seinen Filmen. Da ist auch „Sowas von da“ keine Ausnahme. Bunt, grell, laut, die Generation Y in ihrer Höchstform. Die Geschichte ist nicht das besondere an diesem Film, nicht das was im Mittelpunkt steht, nur am Rande bekommt man eigentlich mit worum es geht. Viel interessanter sind die Bilder welche Lass inszeniert und das wirklich stark. Sei es ein Bild von Oskar welcher im Bett liegt und draußen vor dem Fenster etwas explodiert das ihn aus dem Schlaf reißt oder sei es der trockene Humor der hier aber einfach hinein passt und so gar nicht typisch deutsch ist. Auch im Laufe des Films ist jedes Bild eine Entdeckung. Selbst die Lichtsetzung springt einem hier ins Auge und wird nie dem Zufall überlassen. Die Bilder sind also wirksam und nebenbei auch unterhaltsam. Die Geschichte kommt nicht zur Ruhe, genauso wie die Charaktere, was man der Generation Y ja nachsagt. Alles muss immer wild sein, eine Party folgt auf die nächste. In diesem Film ist es aber nur eine Party, eine Nacht, ein Klub. Die Location konzentriert sich also im wesentlichen auf einen Ort und das lässt eine fantastische Atmosphäre entstehen. Lass hat dafür nicht etwa ein Studio Klub gebaut, er ist lieber dahin wo alles echt ist und echt wirkt und das kommt auch so rüber auf der Leinwand. Lass will das Lebensgefühl vermitteln, keine Dialoge oder Personen aus dem Roman transportieren. Der Roman ist auch kein typischer Roman der sich einfach so auf die Leinwand übertragen lässt, umso mutiger von Lass diese Adaption ganz anders anzugehen. Und es funktioniert ja auch. Das Gefühl mitten im Leben zu stehen, alles zu verlieren und als Lösung dafür eben alles vergessen zu wollen. Neuentdeckung Niklas Bruhn hat etwas von Franz Rogowski der in Lass Film „Love Steaks“ zu sehen war. Bruhn fehlt die Hasenspalte, aber auch er lispelt leicht und hat ein ähnliches auftreten. Eine starke erste Performance in keiner allzu leichten Rolle. Oskar ist hin und hergerissen zwischen dem Leben das er hat und dem das er haben wollte, zwischen seinen Freunden und den Geheimnissen dieser. Da sind ganz besondere Sequenzen dabei die ich hier mal nicht aufgreifen werde um nicht zu spoilern. Lass ist eben anders, das zeigt er immer wieder. Er produziert keine Mainstream Filme und erst recht nichts typisch deutsches, er haut immer gleich etwas provokantes raus, das so noch nicht gesehene Figuren beinhaltet. Man muss sich an seinen Stil gewöhnen, entweder einem passt dieser oder nicht. Lass hat seine ganz eigene Herangehensweise und das beweist er mit „Sowas von da“ erneut. Selbst Drogenszenen schafft er kunstvoll anders aufzubereiten um Klischees und schon gesehenes zu umgehen. Eine einfache Geschichte in laute, bunte, kreischende Bilder gepackt ergibt einen wunderbaren Mix. 

 

Meine Meinung: