Film: Nach dem Urteil

 

Regie: Xavier Legrand

Im Kino ab: 23. August

Länge: 93 min

FSK: 12?

 

Meine Kritik

 

Antoine und Miriam lassen sich scheiden. Dabei ist die wichtigste Frage ob Antoine seine Kinder noch sehen darf, Miriam möchte das nicht, denn sie sagt ihr Mann neige zur Gewalt. Doch Antoine sieht sich im Unrecht, Miriam hat ihm die Kinder weggenommen und zumindest seinen Sohn will er aufwachsen sehen. Dabei hat Julien selbst ausgesagt das er nicht zu seinem Vater möchte. Die Richterin steht zwischen den Stühlen mit zwei unterschiedlichen Aussagen und entscheidet das Antoine Julien trotzdem weiterhin an bestimmten Tagen sehen darf. Und so holt Antoine seinen Sohn regelmäßig vom Haus von Miriam Eltern ab. Miriam hat Angst um ihren Sohn und auch Julien wirkt zunächst unsicher, aber alles scheint friedlich. Antoine ist versucht ein guter Vater zu sein und die Vergangenheit hinter sich zu lassen bis er rausbekommt, das Miriam inzwischen eine eigene Wohnung besitzt und ihn darüber angelogen hat. Ist er wirklich das Monster in diesem Gefüge oder nur das was seine Frau und seine Kinder in ihm sehen wollen?

 

Wer ist hier wirklich das Monster? Das ist auch die eigentliche Frage in dem Drama von Xavier Legrand. Zunächst scheint sein Film einen Zwiespalt zwischen zwei ehemaligen Ehepartnern zu zeigen die um das Sorgerecht der Kinder kämpfen. Nichts was wir nicht schon in einer solchen Form gesehen haben mögen. Doch was harmlos erscheint entwickelt sich bald schon zu einem intensiven Stück das durchaus Thrillerelemente beherbergt. Dabei ist schon der Anfang anders als bei anderen Sorgerechtsdramen. Legrand setzt am Ende der Ehe an, vor Gericht, ohne zu erzählen was geschehen ist. Das werden wir auch im Verlaufe nicht rausfinden, da überlasst uns der Regisseur ganz unserer Fantasie. Diese Wendung der Ereignisse im Film, kommt dabei so unerwartet das man förmlich am Bildschirm klebt und atemlos den Figuren folgt. Legrand hat scheinbar ein Gespür dafür seine Zuschauer in die Irre zu führen um sie dann umso mehr in seinen Bann zu ziehen. Zwei Familien in dessen Mitte ein kleiner Junge steht um den es hier hauptsächlich zu gehen scheint und der neben großartigen Schauspielern eine starke erste Leinwandperformance hinlegt. Thoms Gioria spielt Julien mit so viel trotz, Eigenwillen und stärke, trotz der wenigen Worte die es dafür braucht, dass der Junge alleine ist der einem Gänsehaut verursacht, vor allem in den letzten Minuten des Filmes. Er ist es auch der es neben dem Vater durchaus schafft die meisten Fragen aufzuwerfen und den Film im Zickzack zum Ende zu jagen. Ein ungewöhnlicher visueller Look für einen solchen Film, wo sich die Handlungen zumeist hauptsächlich zwischen den Wohnungen und in Antoines Auto abspielen. Dies verursacht eine Enge die einen von Anfang an spüren lässt das hier etwas nicht stimmt. Eingeschränkt von diesen Drehorten sind wir immer nah an den Figuren dran und können sie trotzdem nicht deuten. Das macht es möglich das wir bis zuletzt im Dunklen Tappen und selber nicht wissen wem wir glauben sollen, wer tatsächlich das Monster ist oder ob es dieses Monster überhaupt gibt. Denis Ménochet den man aus Produktionen wie „Assasin Creed“ und „7 Days in Entebbe“ kennt spielt den undurchsichtigen Vater mit ebenso viel tiefe und Zweideutigkeit wie Thoms Gioria Julien. Legrand widmet sich dabei weniger den weiblichen Figuren im Film als den männlichen. Auch wenn er immer wieder kleine Details über Miriam oder Antoines Tochter einwirft, sind es doch eher Brocken und ergeben kein Gesamtbild. So bleibt der Film auch was die Familie und deren Vergangenheit angeht sehr Oberflächlich. Was aber in diesem Fall dem Handlungsstrand zuspielt, denn so schafft es Legrand ein Gebilde zu flicken was einen bis zum Ende außen vor lässt und dann in den letzten Minuten überrennt. Ein wahnsinnig beängstigender Blick, der einen geschockt und tieftraurig zurück lässt. Ein kurzer Augenblick eines Ehegefüges, der Menschen zeigt, und aufmerksam macht auf das, was sich hinter den Fassaden versteckt sein mag. 

 

Meine Meinung: