Film: Lady Bird

 

Regie: Greta Gerwig

Erschienen: 2018

Länge: 95 min

FSK: 0

 

Meine Kritik

 

Wieso glauben die Menschen nicht an Gott, rufen sich aber bei den Namen die ihnen ihre Eltern gegeben haben? Das ist eine von vielen Fragen die sich Lady Bird stellt, die eigentlich Christine heißt. Sie ist ein typischer Teenager, hasst ihre Mutter und liebt sie gleichzeitig, sie will so ziemlich das Gegenteil von dem was sich ihre Mutter für sie wünscht und wenn sie sich verliebt

dann schnell und intensiv. Lady Bird fühlt sich eingeengt in Sacramento. Sie will hinaus in die weite Welt, am liebsten an ein College an der Ostküste, doch das kann sich ihre Familie nicht leisten. Ihr Bruder arbeitet im Supermarkt auf der anderen Seite der Bahnstrecke, dort wo die reichen wohnen. In einen von ihnen verliebt sie sich Hals über Kopf, sein Name steht Bald auf der

Wand hinter ihrem Bett und dann küsst sie ihn eines Tages einfach so. Es wäre perfekt wenn sie ihn nicht auf der Toilette erwischen würde mit einem anderen Typ. Aber Lady Bird ist noch jung, die nächste Liebe nicht weit. Währenddessen kämpft ihr Vater darum wieder arbeiten gehen zu können, ihre Mutter dreht jeden Cent um und Lady Bird verheimlicht, das sie auf der Warteliste eines Colleges an der Ostküste steht. Sie weiß das würde ihrer Mutter das Herz brechen.

 

Das hinter dem Film eine Frau steht merkt man bis in die kleinsten Details, wenn es um die Frauen Figuren im Film gehen. Greta Gerwig steckt in Lady Bird und erschafft mit dieser Figur ein Identitätsbild für alle wilden Teenager da draußen. Ihr Debütfilm ist gespickt mit den typischen Gedanken, Gefühlen, Handlungen eines Mädchens das rebelliert und entdeckt wer sie eigentlich ist und wo sie hin will. Dabei unterscheidet sich der Film Handlungstechnisch nicht viel von schnulzigen Teenie Komödien. Aber der Stil ist es, der hier den Unterschied macht. Das körnige Bild, welches zu dem Look der anderen Zeit beiträgt und auch die Figur Lady Bird die nicht typisch amerikanisch ausschaut mit ihren im Ansatz pinken Haaren, ihrem pinken Gips und der noch von der Pubertät gekennzeichneten Haut. Das macht die Figur aber auch schnell Liebenswert. Ebenso die überspitzten Liebesgeschichten im Film. Wenn sich Lady Bird hier in einem Augenblick verliebt schaut das überhaupt nicht kitschig aus, weil es gewollt ist, weil es nun mal ein Merkmal der Teenagerzeit widerspiegelt. Aber Gerwig gibt auch den anderen Figuren ihren Raum, so lernen wir Lady Birds ersten Freund Danny kennen, der ebenfalls mit seiner eigenen Identität zu kämpfen hat, oder ihre beste Freundin Julie die den Mathelehrer anhimmelt. Es sind die kleinen unauffälligen Details in Gerwigs Film die ihn von allen anderen Coming-of-age Geschichten unterscheiden. Gerwig will nicht groß auftragen, sie schickt ihre Figur nicht auf die Suche nach sich selbst, sondern lässt dies Saoirse Ronan selbst tun- Diese widmet sich der Aufgabe mit so viel Hingabe das dies alleine schon ausreicht um den Film mindestens einmal anzuschauen. Auch die anderen Frauen Figuren im Film werden stark verkörpert. Sehr gefreut habe ich mich darauf das Timotheé Chalament nach seiner Erfolg in „Call me by your name“ hier zeigen darf das er auch durchaus unsympathisch sein kann. Ebenso Lucas Hedges der bisher nie die auffälligen Rollen abbekommen hat gibt hier durch seine kleine feine Performance zu erkennen das er durchaus in der Lage ist Wandlungsfähigkeit zu sein. Zwar haben diese Nebenfiguren einen weniger überraschenden Charakter, aber im Gesamtbild finden sie ihren Platz. Dennoch ist es Gerwig die hinter diesem Projekt steht und all diese feinen pointierten Momente erschaffen hat, mit besuchen im Second-Hand Kaden, einem Vortrag über Abtreibung, dem Kauf eines Abschlussballkleides, den unvergesslichen Momenten mit seiner besten Freundin. Gerwig selbst stammt aus Sacramento, hat dadurch einen Blick für die Stadt, weiß wie sie Lady Bird darin einsetzten und die Stadt selbst zum kleinen Part machen kann. Lady Bird ist vielleicht das schönste Coming-of-age Drama das man bisher auf der Leinwand betrachten durfte. Humorvoll lässt es einen an die eigene Teenagerzeit erinnern und einen nach dem Film am liebsten zum Telefonhörer greifen um die eigene Mutter anzurufen und ihr zu sagen wie lieb man sie doch hat.

 

Meine Meinung: