Film: In den Gängen

 

 

Regie: Thomas Stuber

Erschienen: 2018

Länge: 120 min

FSK: 12

 

Meine Kritik

 

Christian fängt in der Getränkeabteilung eines Großmarktes an. Schnell lernt er das die verschiedenen Abteilungen in dem Großmarkt sich nicht immer sonderlich verstehen und das Gabelstapler fahren gar nicht so einfach ist. Dann lernt er Marion aus der Süßigkeitenabteilung kennen. Bruno, der schon sehr lange in der Getränkeabteilung arbeitet sieht das kritisch, immerhin ist Marion verheiratet. Der sehr schweigsame Christian will aber für Marion über seinen Schatten springen und nachdem diese lange nicht mehr bei der Arbeit aufgetaucht ist, geht er sie besuchen. Marion hingegen hat ihre eignen Probleme, ihr Mann schlägt sie und einzig der Ruheraum auf Arbeit, an dem eine Palme an der Wand hängt, gibt ihr Abstand zu ihrem trostlosen Leben. Jeder in dem Großmarkt hat sein eigenes Laster zu tragen, doch während der Arbeit ist es als wären sie eine Gemeinschaft, ein kleines Dorf das funktioniert bis Bruno eines Tages auch nicht mehr im Markt aufkreuzt.

 

Ich bin sehr überrascht von diesem stillen und doch lauten Werk von Thomas Stuber der bisher eher unauffällig war in seiner Filmarbeit. Mit „In den Gängen“ schafft er ein liebevolles, charmantes Werk das nicht nur durch die Leistung des Casts brilliert. Franz Rogowski war bei der 68. Berlinale in gleich zwei Wettbewerbsbeiträgen zu sehen. In Jakob Lass „Love Steaks“ 2013 ist er zum ersten Mal in einer Hauptrolle besetzt gewesen, es ist sein zweiter Film in dem er einen schüchternen Masseur spielt der sich in eine andere Angestellte im Hotel verliebt. Doch so still und zurückgezogen wie in „In den Gängen“ war er noch nie auf der Leinwand zu sehen. Nur wenige Worte wechselt er in den 125 Minuten und dennoch liefert er eine starke Performance ab die unter die Haut geht. Sandra Hüller ergänzt den unglaublich gelungenen Cast, ebenfalls ruhiger als in ihren bisherigen Rollen, spielt sie hier die verletzte Ehefrau welche die Arbeit als Zufluchtsort sieht. Der Film ist fast als Hommage an alle Großmärkte zu sehen und man hat das Gefühl Stuber erzählt aus eigener Erfahrung. Die liebevolle Art wie er den Großmarkt als eigenen Charakter in Szene setzte, wie er die verschiedenen Abteilungen wie in Abschnitte einer kleinen Stadt gliedert. Das berührt und lässt hinter die Fassaden eines funktionierenden Marktes blicken. In den Gängen gleicht hierbei einem Theaterstück welches größten Teil den Supermarkt als Location hat und nur selten zu anderen Schauplätzen wechselt, so hat man das Gefühl das Leben der Figuren fände tatsächlich ausschließlich in den Gängen dieses Marktes statt. Die feine Liebesgeschichte die sich zwischen Marion und Christian abspielt ist ganz leicht gestrickt, trägt nicht groß auf. 125 Minuten aber sehr auf einen Ort und auf ein paar Figuren zu beschränken kann auch leicht mal ausarten und sich in die Länge ziehen. Das tut „In den Gängen“ leider auch manchmal. Erst zum Schluss fängt sich die Geschichte wieder und endet mit einem wirklich wunderschönen Bild. Das Gabelstapler fahren so anstrengend sein kann und die Ausbildung gleichzeitig so lustig, dass jeder Mensch im Markt auch eine Geschichte besitzt, das für alle Charaktere genug Zeit bleibt diese auch zu erzählen auf sehr wirklichkeitsnaher Ebene, das macht Stubers Film zu einem ruhigen Glanzstück deutschen Kinos. Man schwebt fast durch die Gänge eines Marktes, den Menschen genauso verändern können wie Jahreszeiten und Feste. Und wenn man dann einem Gabelstapler lauscht und Meeresrauschen hört fühlt sich dieser Markt schon an wie ein zu Hause in dem man gerne seine Zeit verbringt.

 

Meine Meinung: