Film: Draussen in meinem Kopf

 

Regie: Eibe Maleen Krebs

Erschienen: 2018

Länge: 99 min

FSK: 12

 

Meine Kritik

 

„Das Draußen ist in meinem Kopf. Ich habe alles in meinem Kopf.“

 

Christoph absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr bei welchem er Sven kennen lernt. Sven leidet an Muskeldystrophie und kann sich kaum noch selbstständig bewegen. Für ihn ist Christoph jedoch zunächst nur ein Störfaktor, denn Sven selbst weiß das er sterben wird, will dies aber selbstbestimmt tun. Christoph hingegen hat Träume und Pläne, wird jedoch durch seinen Vater daran gehindert. Sven will in Christoph das Feuer wecken für das Leben und die Liebe. In Svens Welt, welche er sich in seinem Zimmer im Pflegeheim geschaffen hat, herrscht er und Christoph ist nur ein geduldetes Element, welches Sven nach belieben fertig macht. Bis Christoph genug hat und verschwindet. Die beiden Männer kommen sich nur langsam entgegen und lernen den jeweils anderen kennen. Eine zarte Freundschaft entsteht die durch Barrieren und Hindernisse geprägt ist und vor allem durch Svens immer wieder kommenden Wunsch nach dem selbstbestimmten Tod.

  

Draussen in meinem Kopf ist nicht nur für Krebs der Debütfilm sondern auch von ihrem Hauptdarsteller Nils Hohenhövel. Krebs, die sich schon länger mit dem Thema „selbstbestimmter Tod“ auseinandergesetzt hat und dann durch ihr Umfeld mit dem Thema noch enger in Berührung kam, kreiert mit ihrem Debütfilm ein Kammerspiel der etwas anderen Art. Meistens wirken Kammerspiele beengt und der Raum in dem die Schauspieler ihre Figuren entfalten wirkt meistens wie ein Gefängnis. Nicht so bei „Draussen in meinem Kopf“. Man vergisst schnell einmal das man das Zimmer noch nie verlassen hat, und Svens Reich wirkt mehr wie ein liebevoll eingerichtetes Wohnzimmer als ein Pflegeheim in dem er seine Tage fristet. Dennoch nimmt der Prozess den Film nur innerhalb des Raumes spielen zu lassen und nicht zu zeigen wie der FSJler das Zimmer verlässt und in sein eigenes Leben zurückkehrt eine wichtige Rolle ein. Wir befinden uns in dem selben Zustand in dem sich Sven befindet, auch wenn das Zimmer nicht wie ein Gefängnis wirkt, ist es eher Svens Körper der diesen Part einnimmt. Dieses Abhängig sein von den Personen um dich herum wird schon durch das erste starke Bild spürbar und wirkt beängstigend. Eine Mücke schwirrt durch den Raum, Sven versucht ihr mit den Augen zu folgen, bis sie sich auf seine Hand setzt und er nichts dagegen tun kann. In einer anderen Szene wird die Musik auf Wunsch von Sven laut aufgedreht. Alleine liegend in der Mitte des Zimmers muss er dann hören wie die CD durch einen Sprung dieselbe Stelle immer und immer wieder abspielt ohne das er in der Lage ist etwas dagegen zu unternehmen. Diese und andere kleine Details setzt Krebs wirkungsvoll um und aus dem Kammerspiel wird ein ganz anderes Spiel. Die Figur des Svens wirkt durch den trockenen und immer wieder provozierenden Humor zunächst unliebsam und einsam, wandelt sich jedoch gegen Ende zu einer liebevollen Person der man spürbar den Wunsch von den Lippen lesen kann. Ob nun Samuel Koch der wichtige Faktor in diesem Spiel ist, der durch seine körperliche Verfassung der des Svens sehr nahe kommt und ihn nicht verkörpern muss, weil er selbst vielleicht schon ganz genau weiß wie Sven sich fühlt. Dennoch schafft es Koch durch teilweise bösartige Seitenhiebe gegen Christoph seine Figur eine Richtung zu geben die ihm Raum lässt sich in eine Rolle fallen zu lassen ohne sich selbst spielen zu müssen. Nils Hohenhövel verkörpert hier eine Figur welche Äußerlich es allen recht machen will und innerlich etwas brodeln hat. Hohenhövel schafft es dabei den Grad zwischen jugendlichen Selbstzweifeln und innerlichen Wünschen in dem kleinen Raum in welchem die Schauspieler immer wieder aneinanderstoßen müssen, seiner Figur so viel Platz zu lassen das sie mit allen anderen agieren kann ohne sich selbst oder den anderen Platz zu nehmen. Wunderbar einfühlsam gelingt es Krebs eine Geschichte zu erzählen die von Freundschaft und Tod erzählt und das auf leichte wundersame Weise, in der man nie den Schwermut anderer deutscher Filme spürt. Einzig das Ende ist fraglich und zu sehr inszenieren. Hier entwickeln nicht die Personen ihre Geschichte sondern Krebs und das spürt man zu sehr. Doch abgesehen von den letzten Minuten bietet „Draussen in meinem Kopf“ Raum für eigene Gedanken und Gefühle

und wagt sich in ein Gebiet welches so noch nicht zu sehen war.

 

Meine Meinung: