Film: Die Farbe des Horizonts (Original: Adrift)

 

Regie: Baltasar Kormákur

Im Kino ab: 12. Juli

Länge: 97 min

FSK: 12

 

Meine Kritik

 

Tami ist seit 5 Jahren unterwegs. Ihr zu Hause, Kalifornien, weit weg. Aber sie will auch gar nicht mehr nach Hause, wenn's nach ihr geht, nie. Auf Thaiti gestrandet, auf der Suche nach Arbeit um weiter reisen zu können, trifft sie auf Richard. Er ist älter als sie, auch unterwegs ohne wirkliches Ziel. Er hasst das Meer und liebt es zugleich. Er nimmt Tami mit auf Ausflüge rund um die Insel. Bald verdreht die verrückte Tami ihm den Kopf. Alles scheint so einfach. Beide schmieden Pläne um die Welt zu reisen, zu ihrem gemeinsamen Lieblingsziel Japan. Dann bekommt Richard ein Angebot. Für viel Geld soll er die Yacht eines befreundeten Ehepaares zurück nach Kalifornien bringen. Tami, die ihre Heimat eigentlich nie wieder betreten wollte, begleitet ihn. Doch sie geraten in ein Unwetter. Richard wird schwer verletzt. Danach kostet es sie viel Durchhaltevermögen dem endlosen Horizont entgegen zu fahren ohne die Kraft und die Hoffnung zu verlieren. Dabei geraten beide schnell an ihre Grenzen und die Lebensmittel gehen ihnen auch bald aus.

 

Filme auf offener See mit Schiffbruch gibt es reichlich. Man erinnere sich nur an „Life of Pi“ oder auch ganz einfache wie „Open Water“. Einer der Vorreiter in diesem Themengebiet ist meiner Meinung nach „All is Lost“ mit Robert Redford, der in seinen ruhigen Bildern mit nur einem Schauspieler eine Glanzleistung vollbringt. „Adrift“ der original Titel von „Die Farbe des Horizonts“ schafft es aber dennoch eine wunderbare Liebesgeschichte zu erzählen und dabei das Meer als Protagonisten mit einzubinden. Während mir die Anfangssequenz zu plump war und mir vieles im Film vorweg nahm, fand ich den Erzählstil nach einer Weil doch recht passend. Denn der Aufbau unterscheidet sich sogleich von einem typischen Schiffsbruchdrama. Kormákur katapultiert uns in die Handlung und lässt sie nicht linear geschehen. In Rückblenden verfolgen wir Tamis Geschichte und wie sie auf Richard trifft. Diese Sequenzen wechseln sich in immer kürzeren Abständen mit dem Schiffsbruch und den Tagen danach ab. Somit brauchen wir zwar einige Zeit bis wir einen Draht zu den Charakteren aufbauen können und leider gelingt die Wendung auch nicht ganz, aber die Liebe zwischen den Figuren kommt doch voll zur Wirkung. Und das fast ohne irgendwelche kitschigen Szenen. Dennoch wird nicht ganz klar worauf sich der Film mehr stützen will, weder Liebesgeschichte noch Survival Drama werden komplett aus-erzählt. Auch die wenigen heftigen Szenen sind doch so zurecht geschnitten das ein FSK12 möglich ist. Mehr den Horror zu zeigen, den eine solche Situation mit sich bringt, wäre die Tiefe gewesen welche dem Film hier noch fehlt. Shailene Woodley spielt die Tami jedoch so tough wie willensstark und kann dabei sämtliche Emotionen die sich in ihrem Gesicht abspielen auf so natürliche Weise transportieren, dass es ein emotionaler Genuss ist ihr dabei zuzuschauen. Das letzte Mal wirklich fantastisch fand ich Woodley in „Das Schicksal ist ein Mieser Verräter“ und diese zierliche wie starke Persönlichkeit packt sie hier endlich wieder aus und zeigt das sie zurecht auf der Yacht steht und den Horizont anschreit. Da geht die Performance von Sam Claflin fast unter, der nach dem Schiffsunglück so verletzt ist das er auch nur noch am Rande einen Platz auf der Leinwand findet. Es geht aber auch um Tamis Geschichte um das Durchhaltevermögen, ihren Willen es an Land zu schaffen. In unglaublich starken Bildern zeigt Kormákur dabei wie gewaltig das Meer sein kann, wie angsteinflößend und wunderschön zugleich. Sequenzen die im, unter und auf dem Wasser spielen unterlegt er kaum mit Musik, sodass die Geräusche im Vordergrund stehen. Der Ton welches das Schiff macht wenn es auf den Wellen aufschlägt, die Stille unter Wasser, das nervenaufreibende Getöse des Sturms. Der Film ist ein Klangkonzert des Meeres in denen sich die Farben der Bildern spiegeln. Visuell ganz starke Nummer. Fehlend tut dem Film vielleicht etwas mehr vertrauen in seine Schauspieler, denn diese tragen den Film. Die teilweise hektischen Schnitte zwischen der Zeit davor und der Zeit jetzt hätte es überhaupt nicht gebraucht. Adrift driftet dennoch nicht ab bleibt weniger stark als erhofft, aber stärker als gedacht. 

 

Meine Meinung: