Film: 303

 

Regie: Hans Weingartner

Im Kino ab: 19. Juli

Länge: 145 min

FSK:  12

 

Meine Kritik

 

„Eine einzige zärtliche Berührung killt Tausende von Stresshormonen.“

 

Jule rasselt durch ihre mündliche Biologieprüfung. Ihre Gedanken sind momentan bei ihrer ungewollten Schwangerschaft von der bisher nur ihre Mutter weiß. Diese will Jule dazu überreden abzutreiben, doch Jule will das erst mal mit ihrem Freund besprechen und reist dafür mit dem Wohnmobil ihres Bruders nach Portugal. Auf dem Weg ließt sie den Tramper Jan auf, dieser will nach Köln und wurde von seiner Mitfahrgelegenheit sitzen gelassen. Jan studiert Politikwissenschaft. Zwischen den beiden entsteht eine heiße Diskussion die darin endet das Jule, Jan bei der nächsten Raststätte absetzt. Doch durch Zufall treffen sie kurze Zeit später wieder aufeinander und Jan rettet Jule vor einem Typen der sich an ihr zu schaffen machen möchte. Jule nimmt Jan als Dankeschön daraufhin wieder mit. Doch die Diskussionen beginnen bald schon wieder. Während die beiden sich über die Liebe und andere wichtige Dinge im Leben einig und nicht einig sind, liegt noch eine lange Fahrt vor ihnen voller Zweifel und den ersten aufkeimenden Gefühlen.

 

Zwischen wunderschönen Landschaftsbildern und zwei beeindruckenden Schauspielern führen heiße Diskussionen dazu das sich der auch so schon lange Film auch tatsächlich lang anfühlt. Der Regisseur von „Die fetten Jahre sind vorbei“, lässt seine Figuren gerne über Kapitalismus und über die verschiedenen Formen der Liebe streiten. In 303 geht Hans Weingartner sogar noch weiter und führt die Diskussionen soweit das man das Gefühl hat sich irgendwann im Kreis zu drehen. Aus einer anfänglichen Feststellungen werden 145 Minuten lange Dialoge die aus dem einen Thema ein neues stricken und sich dabei manchmal selbst in die Quere kommen. Was ich bei 303 aber gelungen fand war die Art wie die Charaktere sich langsam näher kommen. Klar ist vorauszusehen wo das endet, aber der Weg dahin ist länger als gedacht. Jule und Jan denken ganz pragmatisch über die Liebe und dabei stehen sie sich und ihren Gefühlen selbst im Weg, wollen sich dabei auch im Weg stehen, denn eine Liebe zwischen ihnen kommt gar nicht infrage. Hierbei spannt sich das Band zwischen den beiden soweit, dass die Elektrizität in der Luft fast spürbar ist und sich nach über einer Stunde endlich in einer Gewitternacht entlädt. Hans Weingartner weiß es sein Publikum auf die Folter zu spannen, als das hier ersehnte eintritt ist es auch die Anspannung die förmlich vom Zuschauer abfällt. Vielleicht spannt Weingartner in 303 sein Publikum auch zu sehr auf die Folter, denn nach endlosen Diskussionen von Jule und Jan ist nicht mehr klar welches Ziel der Film eigentlich hat, außer das es in Portugal enden wird. Dramaturgisch hat man immer wieder das Gefühl das der Film sich buchstäblich verfahre, auch die beiden fahren aus unerklärlichen Gründen einen Umweg über Belgien. Die feine zarte Liebesgeschichte hat parallelen zu „Call me by your name“, zumindest fühlen sie sich sehr ähnlich an. Denn ein langer heißer Sommer liegt vor den beiden Charakteren, nur sitzen sie nicht in Italien sondern in einem Wohnmobil das zu einem 303er Bus umgebaut ist. Weingartner verrät das sie die Reise nach Portugal genau so unternommen haben. Mit wenigen Mitteln, vor allem wenig Requisite, schafft er dabei einen wunderschönen Roadmovie der vor sehr gelungener Kulisse brilliert. Was er dabei irgendwie verliert, sind seine Charaktere und das Ziel ihrer Diskussion. Kürzungen hier wären wünschenswert gewesen, hätten den Film seine Längen erspart und die Angst den Zuschauer auf halben Weg zwischen Start und Ziel irgendwo in den Bergen zu verlieren. 

 

Meine Meinung: