Film: Drei Gesichter

 

Regie: Jafar Panahi

Im Kino seit: 26. Dezember

Länge: 90 min

FSK: 12

 

Meine Kritik

 

Schauspielerin Behnaz Jafari und Regisseur Jafar Panahi bekommen ein Handyvideo zugespielt in dem sich die junge Marziyeh an Jafari wendet und erklärt das sie so nicht weiter leben kann. Am Ende des Videos erhängt sich das junge Mädchen, was man nicht mehr genau erkennen kann allerdings, weil das Handy in dem Moment zu Boden fällt. Dennoch ist Jafari alarmiert. Sie haut von dem Set ab an dem sie gerade als Hauptrolle gebucht wurde und fährt zusammen mit Panahi in das Dorf des Mädchens um nach ihr zu Suchen, in der Hoffnung sie lebendig anzutreffen. Das erste was Jafari bemerkt als sie auf die Familie des Mädchens treffen, ist die Wut darüber das Marziyeh Schauspielerin werden möchte, für die Familie ist sie eine Schande die ihren Namen in den Dreck zieht. Jafari sucht nun noch dringender nach einem Lebenszeichen des Mädchens.

 

Panahis Filme sind kleine einfache Werke die fast schon dokumentarisch angehaucht sind. Alleine das Panahi in seinen eigenen Filmen sich selbst verkörpert und in 3 Gesichter auch die Schauspielerin Jafari als sie selbst auftritt, geben dem Film nicht nur eine gewisse realitätsnahe Zeichnung, sondern auch einen gewissen Grad Ernsthaftigkeit was das Thema betrifft. Dazu passt auch die dokumentarische Handkamera die meist nah an den Figuren bleibt und sie überall hin begleitet. Es geht um Frauen im Iran und um ihre Rolle in der Gesellschaft. Die Atmosphäre die durch die Kamera in den Autoszenen geschaffen wird spitzt die Stimmung zwischen den beiden Hauptfiguren deutlich zu. Die Szenen die später im Film im Dorf spielen sind dagegen nicht ganz so stark, auch wenn die Kamera es auch hier schafft bestimmte Momente in wunderbare Augenblicke zu verpacken. Sei es nur der Bruder von Marziyeh der immer wieder lautstark Protestiert und dann hinausgeworfen wird und sich Panahi gegenüber sieht. Auch ganz ohne Wortwechsel funktioniert hier die Stimmung wunderbar und beängstigend glaubwürdig. Panahi schafft es aber auch hier objektiv beide Seiten zu beleuchten ohne zu sehr mit dem erhobenen Finger auf die noch sehr patriarchalischen Bedingungen (Traditionen) die in dem Dorf noch herrschen hinzuweisen sondern auch die Ansichten der Dorfbewohner zu erörtern die wohl recht haben wenn sie meinen sie bräuchten viel eher erstmal einen Doktor im Dorf als eine Schauspielerin. 3 Gesichter beleuchtet 3 Frauen verschiedener Generationen, selbst wenn eine nie gezeigt, sondern nur im Gespräch erwähnt wird. Wir haben die Schauspielerin der Gegenwarts Generation, wir haben Marizyeh welche wohl die Zukunft darstellt und wir haben eine ältere Schauspielerin die rebelliert hat und gemacht hat was sie wollte und dafür ausgestoßen wurde vom Dorf. Was der Film auf beeindruckende Art schafft ist es mit ganz simpler Geschichte und simpler Technik die Welt vor der Kamera zu präsentieren und dabei zeigt die Kamera dem Zuschauer nie was er sehen soll, sondern bleibt so offen das der Zuschauer sich zumindest in den Szenen außerhalb des Autos selbst zurechtfinden darf. Und auch in dem Background der Geschichte lässt Panahi dem Zuschauer offen sich selbst ein Bild vom Dorf zu machen und davon was man vielleicht von der Tradition halten mag. Es ist damit kein Film geworden der Anprangert, sondern einer der offen erzählt und hier und da auf Probleme aufmerksam machen darf. Durchweg ein Film der es schafft in seinem dokumentarisch angehauchten Stil eine strukturelle Geschichte zu erzählen die auf ihren 90 Minuten nie langatmig oder langweilig wirkt. Das ganze Gesellschaftskritische Thema schafft Panahi am Ende mit einer einigen Einstellung noch einmal einzufangen, was ihm wahnsinnig gut gelingt. Und auch wenn Panahi im Iran Berufsverbot hat oder gerade deswegen bewegen seine Geschichten zumindest den Rest der Welt. 

 

Meine Meinung: