Film: Una & Ray

 

Regie: Benedict Andrews

Erschienen: 2017

Länge: 94 min

FSK: 12

 

Meine Kritik

 

Una will, 15 Jahre nachdem sie eine Affäre mit einem Mittdreißigjährigen hatte, die Wahrheit hören. Denn damals in der Nacht in der sie entschieden das sie zusammen abhauen würden, ließ er sie einfach zurück. Dafür, dass er mit einer 13jährigen verkehrte, büßte er mit einer Gefängnisstrafe und Una wuchs verachtet weiterhin in ihrem Elternhaus auf. Jetzt steht Una plötzlich vor Ray, der seinen Namen und den Wohnsitz wechselte, und will seine Entschuldigung hören. Doch Ray will zunächst nur das Una verschwindet, zu mühsam war es, dieses neue Leben aufzubauen. Dann überschlagen sich die Ereignisse im Laufe des Tages und Una und Ray finden sich beide in einer Ungewohnten Lage wieder. Während sich die alte Geschichte zwischen ihnen hochschaukelt wird auch klar, dass hier einiges nicht so war, wie es den Anschein hatte.

 

Rooney Mara scheint die schwierigen Rollen förmlich anzuziehen, denn schon in der amerikanischen Version von Verblendung übernahm sie die schwierige Charakterrolle der Lisbeth Salander. In Una & Ray spielt sie ein erwachsen gewordenen Kind, das nie über den Verlust ihres älteren Liebhabers hinweg kam und aus deren Liebe, Besessenheit entstand. Was mir bei dem Film sehr imponierte war die Art und Weise wie er an das Ganze Thema herantrat, weniger über Flashbacks aus der Vergangenheit, sondern viel mehr über den Dialog zwischen Una und Ray, vermittelt der Film die Wahrheit über die Beziehung der beiden. Das fühlte sie teilweise an wie ein Theaterstück, basiert der Film auch auf einem. Vor allem der seltene Wechsel von Orten, ermöglichte nicht nur einen spannenden Faktor, und die Konzentration auf das Wesentliche, sondern auch die Möglichkeit eigene Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Fast wie beim Lesen eines Buches und das ist das Besondere an diesem Film. Kaum wird über Missbrauch gesprochen, und wenn es um die Vergangenheit geht, gibt es nur wenige Bilder, sondern immer den Dialog im Hier und Jetzt. Darüber lassen sich eigene Interpretationen schaffen. Während also der Großteil des Films in der Kulisse von Rays Arbeit stattfindet, schafft Andrews das Figurenspiel, die ungesagten Worte, sowie die gespannte Stimmung zwischen den Hauptcharakteren zu einem Höhepunkt hochzuschrauben. Das drum herum verschwindet und fast atemlos folgt man dem Wort- und Blickwechsel, und während sie von Raum zu Raum fliehen, kommen sie sich innerlich immer näher, die Konfrontation steht kurz bevor. Das Ganze ist fast ein kaum auszuhaltendes Kammerspiel, das noch eindrucksvoller geworden wäre, wenn man die Bilder aus der Vergangenheit gänzlich weggelassen worden wären. Aber auch so verfehlt der Film seine Wirkung nicht. Ein ruhiger Thriller der in seiner Dramaturgie nicht zu viel verlangt und dessen Ausmaß der Beziehung der beiden nie zu sehen, dafür aber umso mehr zu spüren ist. Großes Kino abseits der Blockbuster.

 

Meine Meinung: