Film: Die Geiselnahme (Original: Bel Canto)

 

Regie: Paul Weitz

Erschienen: 2019 auf DVD

Länge: 102 min

FSK: 12

 

Meine Kritik

 

Das Konzert für einen japanischen Industriellen wird einer Gruppe Guerillas gestürmt die es auf den Präsidenten abgesehen haben, welchen sie als Geisel nehmen wollen. Doch dieser ist gar nicht anwesend auf dem Privatkonzert. Statt dessen nehmen die Guerillas eben gleich alle anwesenden als Geiseln. Sie wollen niemanden verletzten, sie wollen nur für ihre Sache kämpfen. Unter den Geiseln ist auch die Opernsängerin Roxanne, deren Pianist in einem Zwischenfall tödlich verletzt wird. Danach kehrt allerdings recht schnell Ruhe ein in das große Haus und zwischen den Geiseln und den Geiselnehmern. Statt mit verschränkten Händen hinterm Kopf auf dem Boden zu liegen, beginnen die Geiseln Schach zu spielen und die Geiselnehmer Englisch zu lernen oder Gesangsstunden bei Roxanne zu nehmen. Und auch Roxanne öffnet sich nach und nach vor allem gegenüber dem der überhaupt der Grund ist warum sie sich in der Lage befindet. Die Menschen hinter den Gewehren werden immer menschlicher und bald schon findet niemand mehr die Situation schrecklich.

 

Ziemlich plötzlich beginnt der Film, wirft uns in irgendeine Situation, stellt uns niemanden vor und lässt die Bilder für sich wirken. Dabei nimmt man vor allem Julianne Moore überhaupt nicht ihre Rolle ab und zu deutlich ist es auch nicht ihre Stimme die ertönt, wenn sie Opern trällert. Das macht die ersten Minuten des Films zu einer ziemlich schrägen Nummer. Darauf folgt dann die Geiselnahme, schon mal actionreicher und spannender, sodass man nicht vergisst hinzuschauen. Doch irgendwie will die Geschichte sich auch danach zunächst nicht wirklich finden, man weiß nicht genau worum es geht, weder die Sache für die sich die Guerillas einsetzten scheint im Fokus zu stehen, noch eine gewaltsame, grausame Geiselnahme. Viel mehr geht es um die Menschen hinter den Waffen und die Menschen davor. Wir lernen Stück für Stück die Charaktere kennen. Und da rückt Juliane Moore immer noch nicht ins beste Licht, spielt sie doch recht hölzern und unecht. Dafür fallen einem die kleineren Rollen viel stärker auf, wie zum Beispiel der Übersetzter. In das ganze Geschehen platzt der deutsche Schauspieler Sebastian Koch, der hier auch sehr fehl am platze besetzt wurde ebenso seine Rolle. Den Vermittler zwischen den Fronten nimmt man kaum wahr, läuft er zwar mal durchs Bild und wird auch außerhalb des Hauses gezeigt, aber seine Funktion ist sehr undeutlich und man erfährt ebenso wenig über ihn wie über viele anderen Parts. Der ganze Film wirkt zusammengestückelt aus verschiedenen Szenen die für sich alleine funktionieren aber im Gesamtbild etwas schräg wirken. Viel eher hätte man sich auf einen Part der Geschichte konzentrieren sollen und das ist scheinbar die Zeit der Geiselnahme und das näher kommen von Geiseln und Geiselnehmern, denn das Ende ist schon fast der stärkste Teil am ganzen Film und wäre noch emotionaler geworden wenn man sich viel mehr auf die kleinen Momente gestützt hätte die zwischen beiden Fronten entstehen. Somit humpelt der Film leider teilweise etwas und wirkt nicht ganz rund, vor allem im Mittelteil der sich durchaus zieht. In kleineren Augenblicken funktioniert die Idee und dann wieder nicht recht. Auch 102 Minuten sind im Nachhinein etwas lang, der Film hätte auf 80 Minuten vielleicht eine noch stärkere Wirkung erzielt. Als Drama mit wirklich starkem Ende funktioniert der Film im Rückblick, aber auch nur wenn man bis dahin durchgehalten hat und nicht vorher schon verloren ging in irgendwelchen Bildern ohne Wirkung und ohne emotionalen Tiefgang oder durch die Figuren die nicht alle glaubhaft wirken und die Energie versprühen welche sie sonst in anderen Filmen versprühen. Teilweise etwas verschenktes Potenzial, durchweg aber mal das ganz andere Geiselnahme Drama das man auf diese Art und Weise auch noch nicht so gesehen hat.

 

Meine Meinung: