Emma Bading


How to be really bad – So einfach ist das gar nicht mit dem Bösesein

Ein Interview mit Marco Petry und Emma Bading 

 

Lilith ist die Tochter des Teufels in der Jugendbuchverfilmung von Hortense Ullrichs „How to be really bad“. Emma Bading verkörpert diese „teuflisch“ gut in Marco Petrys Version „Meine teuflisch gute Freundin“, in der sie auf die Erde geschickt wird, um dort eine Familie zum Bösen zu „bekehren“. Dabei geht so einiges schief. Als Tochter des Teufels hat Lilith auch die ein oder andere Gabe. In Berlin treffe ich den Regisseur und die Schauspielerin zum Interview und falle direkt mit der Tür ins Haus: Hatte einer der beiden in letzter Zeit den Wunsch, eine von Liliths Fähigkeiten zu besitzen?

„Sie sagt gerade heraus, was sie denkt und was sie will“, erklärt Marco Petry. Er selbst hat bei sich manchmal das Gefühl, dass er diplomatischer als nötig ist und findet deshalb Liliths Direktheit findet er deshalb äußerst erfrischend. Emma kann dem nur zustimmen. Gerade jetzt im Trubel der Premieren und Presseevents wünscht sie sich manchmal, offen sagen zu dürfen, dass sie auf der Stelle einfach nur nach Hause möchte.

 

Im Film setzt Emma ihre Fähigkeiten dem gegenüber nur bedacht ein. Hätte sie gerne häufiger ihre teuflischen Kräfte ausgeübt? „Wenn du mich so fragst, hätte ich schon gerne häufiger meine Superkräfte eingesetzt! Aber eigentlich darf Lilith ihre Fähigkeiten nicht einsetzen. Denn sie ist ja in der Menschenwelt und muss vorsichtig sein, dass sie nicht auffällt!“ In der Schule gab es auch Momente, bei den sich Emma sich wie ein Außenseiterteufel gefühlt hat. Da hätte sie sich schon manchmal gerne Fähigkeiten von Lilith ausgeliehen und sie gegen vermeintliche „Zicken“ angewendet. So ein Straßenschild kann ziemlich nützlich sein, erwähnt sie augenzwinkernd.

 

„So einfach ist das gar nicht mit dem Bösesein“ - Marco Petry zu der Frage, was ihn am Stoff des Buchs gereizt hat 

 

Die Premiere war gerade erst in Köln gewesen. Emma und Marco waren vor Ort. Wie war die Stimmung und gab es das Feedback, das sie sich gewünscht und erhofft hatten? Dass die Jüngeren diesen Film feiern würden, war Marco Petry schon im Vorhinein bewusst, aber überrascht war er von der Reaktion der älteren Zuschauer. „Es kam super gut bei den Kindern an, und auch bei den älteren Leuten war das so, was ich gar nicht vermutet hätte“, stimmt auch Emma

 

zu. Für sie ist der Trubel vor allem um ihre eigene Person noch ungewohnt. Schließlich ist das ihre erste Kinohauptrolle. Denn nun kommen Kinder nach dem Film auf sie zu und sagen ihr, wie toll sie Emma finden. „Da musst du jetzt durch“, sagt Marco lächelnd. „Ich hoffe, dass sie mich mit meinem kurzen Haaren nicht sofort erkennen“, gesteht Emma lachend. Im Film trug sie noch lange, feuerrote Haare, nun sind sie kurz und blond, ihre natürliche Haarfarbe eben. Wie kam es zu der Entscheidung, roten Haare tragen zu müssen? „Wir haben überlegt, was wir machen können. Ich hatte Schwarzhaarperücken auf und versuchte mich in kurzen Bobfrisuren. Bis wir auf den Rotton gekommen sind, hat es etwas gedauert“, erklärt Emma den Prozess ihrer Verwandlung hin zur Lilith. Schlussendlich war sie begeistert, dass sie Lilith nicht so typisch schwarz angelegt haben.

 

Vor der Premiere in Berlin sind beide aufgeregt. „Meine ganze Familie kommt und Freunde von mir, das war bisher nicht der Fall“, erzählt Emma. Mit Spannung erwartet sie ihr Feedback. Marco hat den Film noch gar nicht so oft mit einem so großen Publikum gesehen. „Da weiß man nie, was passiert“, sagt er.

 

„Viele Filme wollen lustig sein, sind es aber leider nicht.“ - Marco Petry zum Thema deutsche Komödien 

 

2014 lief „Doktorspiele“ von Marco Petry im Kino. Er war zu der Zeit gar nicht wirklich auf der Suche nach einem Stoff über Teenager. Was hat ihn an diesem Stoff gereizt, dass er abermals eine Komödie über die heutigen Teenager machen wollte? „Hier war es die Stoffidee selber, die mich an den Haken genommen hat“, erklärt Marco. „Diese böse Hauptfigur, die auf die Erde geschickt wird, um Böses zu tun und merkt, so einfach ist das gar nicht mit dem Bösesein“, beschreibt Marco seine Faszination für diesen Stoff.

 

Die Buchvorlage kommt von der Freche-Mädchen-Autorin Hortense Ullrich. Hat Emma früher Freche-Mädchen-Bücher gelesen? „Freche Mädchen habe ich alles durchgelesen und die Filme habe ich auch geguckt“, gesteht Emma. Das Buch „How to be really bad“ hat sie sofort von ihrer Freundin ausgeliehen, als die Anfrage zum Casting kam. „Geile Idee! Spannende Rolle!“, waren ihre ersten Gedanken. 

 

„Das hat mir ein wahnsinniges Selbstvertrauen gegeben auch für anstehende Projekte.“ - Emma Bading zu der Frage, was sie aus dem Film mitnimmt 

 

2015 hat sie im Tatort „Das Muli“ auf sich aufmerksam gemacht. Dort spielte sie ein Mädchen, das aus einem Urlaubsort Drogen nach Deutschland geschmuggelt hatte. Eine toughe Rolle. Auch Lilith ist tough. Was hat sie an der Rolle begeistert? „Es hat Spaß gemacht, auch mal die teuflischen Seiten in einem zu entdecken“, sagt Emma lachend. Schauspielerisch fand sie es ebenfalls verlockend, auch einmal keinen Menschen zu verkörpern, sondern eine Art Fabelwesen mit menschlichen Zügen.

 

Wie auch Marco Petrys vorherigen Filme ist „Meine teuflisch gute Freundin“ eine Komödie. Dabei sind deutsche Komödien ein schwieriges Thema, oder? 

"Die Buchvorlage muss gut sein. Ebenso die Schauspieler." sagt Marco „Wenn die Darsteller den Witz begreifen und umsetzen können, dann ist es toll“, fügt Marco hinzu. „Das Problem ist: Viele Filme wollen lustig sein, sind es aber leider nicht, weil die Figuren nicht stimmen. Ich glaube, wir haben hier sehr stimmige Figuren, denen zuzuschauen tatsächlich ganz amüsant ist.“ Marco hat das Drehbuch zusammen mit der Autorin geschrieben. Dabei haben sie auch darauf geachtet, dass vor allem die Rollen der „Zicken“, gespielt von Mathilda März und Amina Merai, nicht abgehoben und deshalb lächerlich wirken. „Du brauchst eine gewisse Überstilisierung und etwas leicht Abgehobenes.“ Aber auf der anderen Seite ist es ihm wichtig, dass seine Figuren eine gewisse Bodenhaftung bewahren.

 

Für Marco war es der erste Stoff mit Fantasy-Elementen, den er verfilmt hat. „Das war für mich das Besondere daran. Wir haben in Settings wie der „Kommandozentrale der Hölle“ gedreht und Kampfszenen inszeniert“, erinnert er sich und diese Erinnerungen werden Marco noch lange begleiten. Es war Emmas erste große Rolle: „Jeden Tag am Set zu sein und diesen Film auch zu tragen, das hat mich stark gemacht. Ich nehme ein wahnsinniges Selbstvertrauen für anstehende Projekte mit“, schließt Emma ihren Beitrag.

 

Es ist ein wirklich lustiger, charmanter und sympathischer Film für die Kinder und Jugendliche geworden, der nicht nur die jungen Zuschauer begeistert, wie wir gehört haben – also ab ins Kino!