Sebastian Fitzek


Wer gute Thriller liebt der kennt den ehemaligen Chefredakteur oder Programmdirektor verschiedener Radiostationen schon. Jedes Jahr bringt er mindestens ein Buch raus. Was ist sein Geheimnis? Ich bin dem ganzen Mal nachgegangen.

 

Würden sie ihre Bücher nicht kennen, würden Sie diese lesen? Und wenn ja wieso?

Da ich mir immer zum Ziel setze, ein Buch zu schreiben, das ich selber gerne lesen will, würde ich höchstwahrscheinlich zugreifen. Nur der komische Nachname schreckt vielleicht etwas ab.

 

Was macht den Reiz daran aus immer wieder neue „Bösewichte“ zu erfinden? 

Mir machen alle Figuren Spaß, insgesamt ist es die Lust daran, neue Welten zu erfinden.

 

Kann man sagen das alle „Bösewichte“ etwas Verbindet? 

Nein, jede einzelne Figur ist einzigartig. Und der Tod verbindet uns ja alle.

 

Wo holen sie alle diese Ideen her? 

Aus dem Alltag. Nichts ist so inspirierend wie die Realität.

 

Hat jemand aus ihrer Familie schon mal ein Buch von Ihnen gelesen und was war das Urteil? 

Meine Frau ist immer mein erster Leser und zum Glück mag sie meine Bücher. Über das, was sie kritisiert, reden wir, und oft legt sie tatsächlich den Finger in eine Wunde. Zum Glück habe ich dann immer noch Zeit, das Buch zu überarbeiten.

 

Was war die schönste und was die schlimmste Kritik die sie bisher erhalten haben? 

Die schönste Kritik war gleichzeitig die schlimmste. Eine Mutter schrieb mir, vor wenigen Wochen wäre ihr Sohn gestorben und sie könne das Leid nicht ertragen. Um sich abzulenken habe sie zu einem meiner Bücher gegriffen. Auch wenn es nicht ihr Genre war, bedankte sie sich bei mir, dass ich sie mit meinem Werk für einige Stunden von ihrer Verzweiflung ablenken konnte.

 

Sie haben zwei neue Bücher geschrieben einmal „Das Joshua Profil“ und dann als Max Rhode noch „Die Blutschule. Viele fragen sich: Gibt es da eine bestimmte Reihenfolge in der sie die Bücher lesen sollen? 

Darüber streiten sich die Leserinnen und Leser. Ich dachte immer, es wäre egal. Die Mehrheitsmeinung tendiert aber dazu, erst „Die Blutschule“ und dann „Das Joshua-Profil“ zu lesen.

 

Worum geht es in „Blutschule“?

Um einen ursprünglich liebevollen Vater, der sich von einem Tag auf den anderen zum Bösen wandelt und seine Kinder auf eine einsame Insel in einem brandenburgischen See entführt, wo er in einer Holzhütte ein Klassenzimmer aufgebaut hat, in dem nur ein Fach gelehrt wird: Töten!

 

Worum geht es in „Das Joshua Profil“? 

Der Autor Max Rhode, der nur mit einem einzigen Buch (nämlich „Die Blutschule“) Erfolg hatte, soll in wenigen Tagen ein schreckliches Verbrechen begehen. Er weiß nichts davon, aber es gibt Menschen, die behaupten, Max besser zu kennen als er sich selbst. Und die wollen ihn töten, bevor es zu spät ist.

 

Haben sie einen Lieblings Bösewicht? 

Hannibal Lecter. Und Falk Kupfer aus „Weissensee“.

 

Stephen King sagte mal, das er über seine eignen Ängste schreibt, das hilft. Wie ist es bei Ihnen?

Ich schreibe über meine vielen Ängste, aber es hilft nicht besonders.

 

Kleine Frage Runde:

Kaffee oder Tee

Kaffee

Flipp Flops oder Badelatschen

Weder noch

Romantisch oder Rational

Romantisch.

Kino oder Fernsehen

Kino.

Hörbuch oder Buch

Buch

Winter oder Sommer

Herbst

 

Die meisten ihrer Bücher spielen in Berlin. Ist das nicht seltsam, wenn man die Stadt in der man lebt zum Ort eines Verbrechens macht? 

Seltsam wäre es eher, über einen Ort zu schreiben, der einem völlig unbekannt ist.

 

Wie sieht so ein Tag im Leben eines Schriftstellers aus? 

Sie meinen einen Schreibtag? Da bringe ich morgens die Kinder in die Kita, sitze spätestens ab 09.00 Uhr an meinem Schreibtisch und arbeite so lange es geht. Völlig unspektakulär.

 

Passiert es, dass sie mehrere Ideen gleichzeitig haben? Und was machen sie dann? 

Ideen hat man viele, aber nur wenige taugen zu einem Buch. Sobald ich mich entschieden habe, an welcher ich ein Jahr lang arbeiten werde, konzentriere ich mich aber nur auf diese eine Grundidee. Ich kann nicht an mehreren Büchern gleichzeitig schreiben.

 

Ohne zu wissen, wer der nächste Bösewicht sein wird den sie erschaffen. Was würde er jetzt wohl sagen? 

Nichts. Er liebt die Stille.

 

Fragen der Community (Ich hatte euch die Chance gegeben Fragen zu stellen und hier kommen die Antworten):

Gibt es schon Lesungspläne fürs nächste Jahr? 

Ja, seit wenigen Tagen sind die Karten für die Jubiläums-Soundtrack-Show erhältlich. Das wird 2016 wieder etwas größer, da ich hier mein 10-jähriges Buch-Jubiläum feiere.

 

Würdest du auch mal eine lustige Familiengeschichte schreiben, da es bei dir doch immer Rund geht und da bestimmt eine Menge Vorlagen hast? 

Manchmal denke ich, dass die Idee, an der ich arbeite, doch gut für eine Komödie taugen würde. Nach zehn Seiten spätestens bin ich dann doch wieder beim Psychothriller gelandet. Vielleicht müsste mal ein Psychologe ergründen, weshalb das bei mir so ist.

 

Würdest du den Namen Nadine gerne mal für einen Täter oder generell für eine deiner Geschichten verwenden?

Ja, den finde ich sehr schön.

 

Worüber wolltest du schon immer mal schreiben, hast es bisher aber nicht gemacht? 

Da gibt es so viele Themen. Aber mein Verlag hat mir unter Androhung von Folter verboten, darüber zu reden.

 

Welches ist dein Lieblingsgenre? 

Thriller.

 

Welches ist dein Lieblingsbuch? 

Das, was hoffentlich erst noch geschrieben wird. Ich möchte das beste Buch nicht schon hinter mir haben. Weder von mir noch von einem anderen Autor.

 

Was ist dein größter Traum? 

Keine Schmerzen zu haben. Niemals.

 

Von Nicola Scholz

Interview 2017