Patrick Hertweck


Patrick Hertweck, der in seiner Freizeit umgeben ist von einer Rasselbande, erschafft mit Maggie einen Debütroman der nicht nur Kinderherzen höher schlagen lässt.

 

Wer ist Maggie?

 

Maggie ist ein Waisenkind, das keine Ahnung hat, wer ihre Eltern waren. Sie ist entwurzelt, einsam, kann aber auch eine richtige Kratzbürste sein. Wie jedes Kind fürchtet sie sich natürlich. Wenn sie aber in die Enge getrieben wird, entwickelt sie den Mut eines Löwen.

 

Worum geht es in deinem Debütroman?

 

Vordergründig geht es um Maggies Suche nach ihrer Vergangenheit in einer fremden und lebensfeindlichen Welt. Aber natürlich geht es in ihrer Geschichte um viel mehr. Um die Frage, wem man vertrauen kann, um Freundschaft und Loyalität, um Hoffnung, Liebe, Schuld, Rache und die Sehnsucht, eine Identität in seinem Leben zu finden.

 

Wie lange hast du an Maggie gesessen?

 

Ein paar Wochen verbrachte ich mit der Recherche und der Entwicklung der Hintergrundgeschichte zu Maggies Vergangenheit. Geschrieben habe ich die Rohfassung des Romans dann zwischen September und November im letzten Jahr.

 

Gibt es Autoren die du als Vorbilder siehst?

 

Wenn man als Autor eine Geschichte schreibt, die in der Viktorianischen Zeit spielt, die in den Slums einer Großstadt angesiedelt ist, und in der Bettler und Diebe vorkommen, ist man ziemlich sicher von Dickens beeinflusst. Doch als Schriftsteller wurde ich viel mehr geprägt von Stephen King und Rowlings Harry Potter, denn beide Autoren verstehen es wie wenige andere, glaubwürdige und detailgenaue Welten in ihren Büchern zu schaffen, die von Figuren bevölkert werden, die man nach dem Lesen nicht wieder vergisst. Deshalb sind sie für mich ganz sicher große und gewiss unerreichte Vorbilder. Zu Dickens sei mir eine Anmerkung erlaubt, da ich das gelegentlich schon gefragt wurde. Eine Figur in „Maggie und die Stadt der Diebe“ bezeichnet sich selbst als Fagin. Dies ist weniger eine Reminiszenz an Oliver Twist als ein Ergebnis meiner Recherche. Am Paradise Square in Manhattan lebte damals tatsächlich ein Erwachsener Namens Italian Dave, der ursprünglich aus gutem Haus stammte, Kinder zu Dieben ausbildete und sich in Anlehnung an die Figur aus dem Roman des berühmten Schriftstellers selbst als „Fagin“ bezeichnete.

 

Was machst du wenn du nicht schreibst?

 

Ich bin Vater von drei Söhnen im Alter von 6, 4 und 1,25 Jahren. Meine Frau ist voll berufstätig und absolviert nebenbei noch ihre Ausbildung zur Fachärztin. Das heißt, ich verbringe viel Zeit mit meinen Kindern. Früher habe ich intensiv Sport getrieben und heute bin ich froh, wenn ich mit einem Hörbuch auf den Ohren, 2-3 Mal die Woche eine Stunde zum Laufen komme.

 

Woher kam die Idee zu Maggie?

 

Dazu gibt es eine Anekdote. Auf dem Weg zum Kindergarten komme ich immer an einem Antiquariat vorbei. Auf dem Rückweg suche ich in der Auslage immer nach interessanten Büchern. Eines Tages fand ich dort eine Chronologie über das New Yorker Bandenwesen eines gewissen Herbert Asbury von 1924. Die Welt, die darin beschrieben wurde, übte auf mich sofort eine ungeheure Faszination aus. Und als ich in dem Buch später auf die Lebensgeschichte von Albert W. Hicks stieß, dem letzten zu Tode verurteilten Piraten der USA, wusste ich, von ihm soll mein nächstes Buch handeln.

 

Was würdest du anderen Schreibbegeisterten empfehlen, die gerade an ihrem ersten Roman sitzen?

 

Ich kann da nur aus eigener Erfahrung sprechen. Man sollte nie aufgeben, auch wenn man erst einmal Ablehnungen von Verlagen und Agenten bekommt. Versucht die Ratschläge umzusetzen, feilt unermüdlich an Eurem Schreiben und scheut nicht davor zurück, einen Text immer und immer wieder zu überarbeiten, bis ihr wirklich sicher seid, einen eigenen Ton gefunden zu haben.

 

Wie viel muss man eigentlich recherchieren, wenn der Roman in einer anderen Zeit spielt?

 

Müssen tut man gar nichts. Es gibt sicher Schriftsteller, die dafür wenig Zeit verwenden. Mir persönlich gibt es Sicherheit, wenn ich möglichst viel über das Leben in der anvisierten Epoche in Erfahrung bringe. Deshalb betreibe ich eine sehr ausführliche Recherche, auch wenn ich weiß, dass ich später vielleicht nur 5% davon verwenden werde.

 

Ein paar interessiert bestimmt wieso Maggie so kurz ist (wieso du manchmal in der Handlung vorwärts springst)?

 

Der fertige Roman ist – vor allem für einen Debütautor – sicher immer ein Spagat zwischen eigenen Wünschen, den Vorstellungen des Verlags und den Lesegewohnheiten der Zielgruppe. Maggie ist für Leser ab 11 Jahre gedacht und sollte deshalb nicht mehr als 300 Seiten umfassen. Ich habe trotzdem versucht, einen Roman zu schreiben, der auch Erwachsene anspricht. Die bisherigen Reaktionen geben mir Hoffnung, dass dies gelungen ist. Und zu dem „vorwärts springen“ in der Handlung: Ich mag es, wenn nicht jede Szene bis zum Ende erzählt wird, sondern der weitere Verlauf später aufgegriffen und erklärt wird. Außerdem gibt es in dem Roman viel Tempo, Verfolgungsjagden und dergleichen. Da wäre es nach meiner Ansicht zu viel des Guten gewesen, jede Flucht oder auch die Szene mit den Ratten im Detail zu beschreiben. Mehr Leid tut es mir um die Sequenzen, in denen es um die Vergangenheit der anderen kleinen Diebe geht oder um die Hintergründe für die Verhältnisse im damaligen New York. Da hätte ich noch einiges zu berichten gehabt, aber vielleicht ergibt sich ja später noch einmal Gelegenheit dazu, zu Maggie und ihren Freunden zurückzukehren.

 

Wie kam es dazu, dass du plötzlich mit dem Schreiben angefangen hast?

 

So plötzlich war das gar nicht. Ich hatte schon immer den Wunsch, aber ich war beruflich über viele Jahre sehr eingespannt. Erst als ich durch einen Umzug meine Arbeitsstelle aufgeben habe und mich um unseren ersten Sohn kümmern musste, ergab sich für mich die Chance, diesen Traum zu leben und den Schritt zu wagen, mich als Schriftsteller zu versuchen.

 

Kleine Frage Runde:

 

Kaffee oder Tee

Kaffee! In Unmengen! Mit Tee kann man mich jagen…

Flipp Flops oder Badelatschen

Crocs Clogs. Die Dinger trage ich im Sommer und Winter, sehr zum Leidwesen meiner Frau.

Romantisch oder Rational

Ich bin ein hoffnungsloser Romantiker und Nostalgiker. Ganz schlimm!

Kino oder Fernsehen

Ich liebe Kino. Aber wegen der Kinder war ich seit Jahren in keinem Film mehr. Einzige Ausnahme „Biene Maja“. Meine Jungs fanden ihn wenigstens toll.

Hörbuch oder Buch

Unbedingt beides. Da ich wenig Zeit zum Lesen habe, nutze ich jede Gelegenheit, um Literatur zu erleben und da sind Hörbücher eine wundervolle Sache. Ich denke da zum Beispiel an die unzähligen Stunden, die ich bei Wind und Wetter mit dem Kinderwagen unterwegs war und stets ein spannendes Buch dabei angehört habe. Ich ärgere mich nur über die Unart, dass viele Romane für das Hörbuch heutzutage extrem gekürzt und für mich damit verstummelt werden.

Winter oder Sommer

Winter? Wie kommst Du auf die Idee? Ich sehne jedes Jahr über die kalten grauen Monate den Sommer herbei. Mir kann es nicht zu heiß sein. Ich liebe helles Licht und träume davon, irgendwann in ein Land zu ziehen, in dem das ganze Jahr die Sonne scheint. Aber wenigstens kann man als Schriftsteller im Winter in seine eigene Welt entfliehen. Das macht es erträglicher.

 

Sitzt du schon an einer neuen Idee? Vielleicht sogar an Band 2 zu Maggie?

 

Ja ich brüte aktuell über einer neuen Idee. Einen Band 2 zu Maggie möchte ich nicht ausschließen, aber ich finde es wichtig für meine Entwicklung als Autor jetzt erst einmal etwas ganz Neues zu schreiben, was allerdings in eine ähnliche Richtung geht, die gleiche Altersgruppe anspricht und auch meine Handschrift trägt.

 

Was sind deine Ziele/Wünsche für die Zukunft?

 

Als Vater hat man natürlich viele Wünsche, welche die Kinder und die Familie betreffen. Als Schriftsteller wünsche ich mir sehr, dass ich auf dem schwierigen Buchmarkt heute Fuß fassen und viele junge und ältere Leser für meine Geschichten gewinnen kann.

 

Was würde Maggie wohl abschließend sagen?

 

Wenn ihr mich kennenlernen wollt und wissen wollt, was ich mit meinen Freunden in New York 1870 für Abenteuer bestehen muss, um hinter das Geheimnis meiner Vergangenheit zu kommen, lest das Buch von diesem Patrick Hertweck.

 

Von Nicola Scholz

Interview 2015

 

Rezension Maggie